190. Mozarteum.

[355] Wien 10. April 1782.

Aus Ihrem Brief vom 2. dieses habe ich ersehen, daß Sie alles richtig erhalten haben, mich freut es daß Sie mit den Uhrbändln und der Dose und meine Schwester mit den 2 Hauben so zufrieden sind. – Ich habe weder die Dose noch die Uhrbändl gekauft, sondern beides vom Graf Zapara zum Geschenk erhalten. – Meiner lieben Constanze habe Ihr beiderseitiges Compliment entrichtet. – Sie küßt Ihnen die Hände dafür mein Vater, und meine Schwester umarmt sie von ganzem Herzen, mit dem Wunsche daß sie ihre Freundin sein möchte. – Sie war ganz in ihrem Vergnügen als ich ihr sagte daß sie mit den 2 Hauben so zufrieden sei, denn das war ihr Wunsch. – Der Appendix ihre Mutter betreffend ist nur in so weit gegründet, daß sie gerne trinkt und zwar[355] mehr – als eine Frau trinken sollte. Doch – besoffen habe ich sie noch nicht gesehen, das müßte ich lügen. – Die Kinder trinken nichts als Wasser – und obschon die Mutter sie fast zum Wein zwingen will, so kann sie es doch nicht dazu bringen. Da gibt es öfters den größten Streit deswegen. – Konnte man sich wohl so einen Streit von einer Mutter vorstellen? –

Was Sie schreiben wegen dem Gerede, daß ich ganz sicher zum Kaiser in Dienste kommen würde, ist die Ursache daß ich Ihnen nichts davon geschrieben, weil – ich selbst kein Wort davon weiß. – Daß auch hier die ganze Stadt davon voll ist und mir schon eine Menge Leute dazu gratulirt haben, ist sicher – und daß beim Kaiser auch davon ist gesprochen worden und er es vielleicht im Sinn hat, will ich ganz gerne glauben; – aber bis dato weiß ich kein Wort. – So weit ist es gekommen, daß es der Kaiser im Sinn hat und daß – ohne daß ich deswegen einen Schritt gethan habe. – Ich bin etwelche Male zum Hr. v. Strack (welcher gewiß mein recht guter Freund ist) gegangen, um mich sehen zu lassen und weil ich gerne mit ihm umgehe, aber nicht oft, um ihm nicht beschwerlich zu fallen und keine Gelegenheit zu geben, als hätte ich Absichten dabei. – Und wenn er als ein ehrlicher Mann reden will – so muß er sagen daß er nicht ein Wort von mir gehört habe, welches ihm hätte Anlaß geben können nur zu denken, daß ich hier bleiben möchte, geschweige erst zum Kaiser zu kommen. Wir sprachen nichts als von Musik. – Aus eigenem Triebe also und ganz ohn all Interesse redet er so vortheilhaft von mir beim Kaiser. – Ist es so weit ohne mein Zuthun gekommen, so kann es auch so zum Schluß kommen. – Denn rührt man sich, so bekömmt man gleich weniger Besoldung, der Kaiser ist ohnehin ein Knicker. – Wenn mich der Kaiser haben will, so soll er mich bezahlen – denn die Ehre allein, beim Kaiser zu sein, ist mir nicht hinlänglich. – Wenn mir der Kaiser 1000 Fl. gibt und ein Graf aber 2000 – so mache ich dem Kaiser mein Compliment und gehe zum Grafen, – versteht sich auf sicher. – Apropos, ich wollte Sie gebeten haben, daß wenn Sie mir das Rondo zurückschicken, Sie mir auch möchten die 6 Fugen[356] vom Händel und die Toccaten und Fugen vom Eberlin schicken, – ich gehe alle Sonntage um 12 Uhr zum Baron van Swieten – und da wird nichts gespielt als Händel und Bach. – Ich mache mir eben eine Collection von den Bachischen Fugen – sowohl Sebastian als Emanuel und Friedemann Bach, – dann auch von den Händlischen, und da gehen mir nur diese ab; – und dann möchte ich dem Baron die Eberlinischen hören lassen. – Sie werden wohl schon wissen daß der Engländer Bach gestorben ist? – schade für die musikalische Welt! –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 355-357.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
Mozarts Briefe