203. Mozarteum.

[380] Wien 11. Sept. 1782.

Ich danke Ihnen verbindlichst für die mir geschickten Zungen, – ich habe 2 der Frau Baronin gegeben und die andern 2 für mich behalten und morgen wollen wir sie verkosten. – Haben Sie die Güte mir zu schreiben wie Sie es mit der Bezahlung dafür gehalten haben wollen. – Wenn Sie mir auch Schwarzreuter zuwege bringen können, so machen Sie mir in der That sehr viel Vergnügen. – Die Jüdin Eskeles wird freilich ein sehr gutes und nützliches Instrument zur Freundschaftstrennung zwischen dem Kaiser und russischem Hofe gewesen sein, – denn sie ist wirklich vorgestern nach Berlin geführt worden, um dem König das Vergnügen ihrer Gegenwart zu schenken. – Die ist also eine Haupt-Sau, – denn sie war auch die einzige Ursache an dem Unglück des Günthers; – wenn das ein Unglück ist, 2 Monate in einem schönen Zimmer (nebst Beibehaltung aller seiner Bücher, seinem Fortepiano etc.) Arrest zu haben, seinen vorigen Posto zu verlieren, dann aber in einem andern mit 1200 Fl. Gehalt angestellt zu werden; denn er ist gestern nach Hermannstadt abgereist. – Doch – solch eine Sache thut einem ehrlichen Manne immer wehe und nichts in der Welt kann so was ersetzen. – Nur sollen Sie daraus ersehen, daß er nicht so ein sehr großes Verbrechen gethan hat, – sein ganzes Verbrechen ist – étourderie, Leichtsinnigkeit, – folglich zu wenig scharfe Verschwiegenheit, – welches freilich ein großer Fehler bei einer Cabinets-Person ist. – Obwohl er nichts von Wichtigkeit Jemand anvertrauet, so haben doch seine Feinde, wovon der erste der gewesene Statthalter Gr. v. Herber-Stein ist, es so gut und fein anzustellen gewußt, daß der Kaiser, welcher so ein starkes Vertrauen zu ihm gehabt hat, daß er stundenweise mit ihm Arm in Arm auf und ab gegangen, ein desto stärkeres Mißtrauen in ihn bekam. –[380] Zu diesem allen kam die Sau-Eskeles (eine gewesene Amantie vom Günther) und beschuldigte ihn auf das stärkste; – bei der Untersuchung der Sache kam es aber sehr einfältig für die Herrn heraus, – der große Lärm von der Sache war schon gemacht. – Die großen Herrn wollen niemals Unrecht haben – und mithin war also das Schicksal des armen Günthers, den ich von Herzen bedauere, weil er ein sehr guter Freund von mir war, und (wenn es beim Alten geblieben wäre) mir gute Dienste beim Kaiser hätte thun können. – Stellen Sie sich vor wie fremd und unerwartet es mir war und wie nahe es mir ging. Stephanie – Adamberger – und ich waren Abends bei ihm beim Souper und den andern Tag wurde er in Arrest genommen. – Nun muß ich schließen, denn die Post möchte mir davonlaufen.

Meine Frau geht in das 91. Jahr.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 380-381.
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