211. Mozarteum.

[390] Wien 20. Nov. 1782.

Ich sehe wohl leider daß ich mir das Glück Sie zu umarmen bis Frühjahr ersparen muß, denn die Scolaren lassen mich absolument nicht weg, – und in der That ist für meine Frau dermalen die Witterung zu kalt. Alle Leute bitten mich, ich soll es nicht wagen; – bis Frühjahr (denn ich nenne Frühjahr schon März – oder längstens anfangs April – weil ich nach meinen Umständen rechne) bis dahin können wir ganz gewiß nach Salzburg reisen, denn vor Monat Juni wird meine Frau nicht ins Kindbett kommen. Heute also packe ich wieder aus, denn ich ließ alles gepackt, bis ich Nachricht von Ihnen erhalten konnte. Denn wenn Sie verlangt hätten, daß wir kommen sollten, – husch weg – und keinem Menschen was gesagt – um Ihnen zu zeigen, daß die Schuld nicht an uns ist. Mr. und Madame Fischer nebst der alten Frau können mir am besten bezeugen wie leid es mir that, diese Reise jetzt nicht machen zu können. Gestern hat die Prinzessin Elisabeth (weil ihr Namenstag war) vom Kaiser 90000 Fl. zum Präsent bekommen, nebst einer goldenen Uhr mit Brillanten besetzt, und ist als östreichische Erzherzogin erklärt worden; wird nun folglich Ihre königliche Hoheit betitelt. Der Kaiser ist wieder aufs Neue mit dem Fieber überfallen worden. – Ich fürchte, er wird nicht mehr lang leben, und wünsche, daß ich mich betrüge. – Die Madame Zeisig geborne de Luca, welche mit ihrem Mann in Salzburg war und im Theater das Salterium gespielt hat,[390] ist hier und gibt Schlackacademie. Sie hat mir eine schriftliche Einladung geschickt und mich gebeten, ich möchte gut von ihr sprechen, denn es sei ihr an meiner Freundschaft viel gelegen. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 390-391.
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