224. Mozarteum.

[405] Wien 7. Mai 1783.

Wieder ein kleines Briefchen! – Ich habe, da ich heute in eine Academie gehen muß, das Schreiben auf künftigen Samstag sparen wollen, da ich aber etwas sehr nothwendiges für mich zu schreiben habe, so muß ich schon die Zeit stehlen,[405] um wenigstens dieses schreiben zu können. Die bewußte Musik habe ich bis dato noch nicht erhalten, ich weiß nicht, was es damit für eine Bewandniß hat. Nun hat die italienische Oper buffa allhier wieder angefangen und gefällt sehr, der Buffo ist besonders gut, er heißt Benucci. Ich habe leicht 100 – ja wohl mehr Bücheln durchgesehen, allein ich habe fast kein einziges gefunden, mit welchem ich zufrieden sein könnte; wenigstens müßte da und dort vieles verändert werden, und wenn sich schon ein Dichter mit diesen abgeben will, so wird er leichter ein ganz neues machen; – und neu ist es halt doch immer besser. Wir haben hier einen gewissen Abbate da Ponte als Poeten; dieser hat nunmehr mit der Correctur im Theater rasend zu thun, muß per obligo ein ganz neues Büchel für den Salieri machen; das wird vor zwei Monaten nicht fertig werden; dann hat er mir ein neues zu machen versprochen. Wer weiß nun, ob er dann auch sein Wort halten kann – oder will! – Sie wissen wohl, die Herrn Italiener sind ins Gesicht sehr artig! Genug, wir kennen sie. Ist er mit Salieri verstanden, so bekomme ich mein Lebtag keines, – und ich möchte gar zu gerne mich auch in einer wälschen Oper zeigen. Mithin dächte ich, wenn nicht Varesco wegen der Münchner Oper noch böse ist [vgl. S. 233 ff.], so könnte er mir ein neues Buch auf 7 Personen schreiben. Basta. Sie werden am besten wissen, ob das zu machen wäre. – Er könnte unterdessen seine Gedanken hinschreiben und in Salzburg dann wollten wir sie zusammen ausarbeiten. Das Nothwendigste dabei aber ist, recht komisch im Ganzen, und wenn es dann möglich wäre, zwei gleich gute Frauenzimmerrollen hinein zu bringen. Die eine müßte seria, die andere aber Mezzo Carattere sein, aber an Güte müßten beide Rollen ganz gleich sein. Das dritte Frauenzimmer kann aber ganz buffa sein, wie auch alle Männer, wenn es nöthig ist. Glauben Sie, daß mit dem Varesco was zu machen ist, so bitte ich Sie bald mit ihm zu sprechen. Sie müssen ihm aber nichts von dem sagen, daß ich im Juli selbst kommen werde, sonst arbeitet er nicht; denn es wäre mir sehr lieb, wenn ich noch in Wien etwas erhalten könnte. Er würde auch seine sichern 4 oder 500 Fl. davon haben;[406] denn es ist hier der Brauch, daß der Poet allzeit die dritte Einnahme hat. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 405-407.
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