[464] Wien Mai 1791.
Hochlöblich
Hochweiser Wienerischer Stadt-Magistrat,
Gnädige Herren!
Als Hr. Capellmeister Hofmann krank lag, wollte ich mir die Freyheit nehmen um dessen Stelle zu bitten; da meine musikalischen Talente und Werke, sowie meine Tonkunst im Auslande bekannt sind, man überall meinen Namen einiger Rücksicht würdigt, und ich selbst am hiesigen höchsten Hofe als Compositor angestellt zu seyn seit mehreren Jahren die Gnade habe, hoffte ich dieser Stelle nicht unwerth zu seyn, und eines hochweisen Stadt-Magistrates Gewogenheit zu verdienen.
Allein Capellmeister Hofmann ward wieder gesund und bey diesem Umstand, da ich ihm die Fristung seines Lebens vom Herzen gönne und wünsche, habe ich gedacht es dürfte vielleicht dem Dienst der Domkirche und meinen gnädigen Herren zum Vortheil gereichen, wenn ich dem schon älter gewordenen Hrn. Capellmeister für jetzt nur unentgeldlich adjungiret würde und dadurch die Gelegenheit erhielte, diesem rechtschaffenen Manne in seinem Dienste an die Hand zu gehen und eines hochweisen Stadt-Magistrats Rücksicht durch wirkliche Dienste mir zu erwerben, die ich durch meine auch im Kirchenstyl ausgebildeten Kenntnisse vor Anderen mich fähig halten darf.
Unterthänigster Diener
Wolfgang Amadé Mozart,
k.k. Hofcompositor.
Kurz darauf sollte Constanze wieder einen Curaufenthalt in Baden nehmen. Mozart schrieb deßhalb an seinen guten Freund Joseph Stoll, Schullehrer und Regens chori dort,[464] dem er oft mit Compositionen aushalf und für den er am 18. Juni bei einem Besuche der Frau das herrliche Ave verum componirte, um ein gutes Quartier.
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
|