138. Mozarteum.

[256] München 3. Jan. 1781.

Kopf und Hände sind mir so von dem dritten Acte voll, daß es kein Wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten Act würde. – Der allein kostet mehr Mühe als eine ganze Oper, denn es ist fast keine Scene darin die nicht äußerst interessant wäre. – Das Accompagnement bey der unterirdischen Stimme besteht in nichts als 5 Stimmen, nemlich in 3 Posaunen und 2 Waldhorn, welche an dem nemlichen Orte placirt sind, wo die Stimme herkömmt. – Das ganze Orchester ist bey dieser Stelle stille.

Die Hauptprobe ist ganz gewiß den 20. und die erste Production den 22. Sie brauchen beyde nichts als Jedes ein schwarzes Kleid mitzunehmen; – ein anderes Kleid für alle Tage, wenn Sie nirgends hingehen, als zu guten Freunden wo man keine Complimente macht, damit man das schwarze Kleid ein wenig schonen kann – und wenn Sie wollen ein hübsches, um auf den Ball und die académie masquée zu gehen.

Hr. von Robinig ist schon hier, er läßt sich Ihnen beyderseits empfehlen; – die 2 Barisani höre ich werden auch nach München kommen, ist es wahr? ... Dem Himmel sey Dank! daß der Schnitt in den Finger vom Erzbischof von keiner Folge war; – gerechter Gott! – was bin ich nicht anfangs erschrocken. Cannabich dankt Ihnen für Ihr charmantes Schreiben, er und seine ganze Familie empfiehlt sich –[256] er sagte mirSie hätten sehr launig geschrieben, Sie müssen guten Humors gewesen seyn. –

Freylich werden wir noch viele Beobachtungen im 3. Act auf dem Theater zu machen haben; – wie zum Beyspiel Scene VI nach dem Arbace seiner Aria steht: Idomeneo, Arbace etc. Wie kann dieser gleich wieder da seyn? – Zum Glück daß er ganz wegbleiben kann. – Aber um das Sichere zu spielen habe eine etwas längere Introduction zu des Großpriesters Recitativ gemacht! – Nach dem Trauerchor geht der König, das ganze Volk und alles wegund in der folgenden Scene steht: Idomeneo in ginocchione nel tempio. Das kann so unmöglich seyn, er muß mit seinem ganzen Gefolge kommen. Da muß nun nothwendiger Weise ein Marsch seyn, da hab ich einen ganz simpeln Marsch auf 2 Violin, Bratsche, Baß und 2 Oboen gemacht, welcher à mezza voce gespielt wird und worunter der König kömmt und die Priester die zum Opfer gehörigen Sachen bereiten. Dann setzt sich der König auf die Knie und fängt das Gebet an. – In dem Recitativ der Elettra nach der unterirdischen Stimme soll auch stehen: Partono, ich hab vergessen in der zum Druck geschriebenen Abschrift zu sehen ob es steht und wie es steht. Es kömmt mir so einfältig vor daß diese geschwind wegzukommen eilen, nur um Mademoiselle Elettra allein zu lassen.

Eben den Augenblick erhalte Ihre 5 Zeilen vom 1. Jan.; – wie ich den Brief erbrochen, hatte ich ihn eben so in der Hand daß mir nichts als leeres Papier in die Augen fiel, – endlich – – fand ich es. – Bin recht froh, daß ich die Arie für den Raaff bekommen, denn er hat absolument seine gegebene Arie wollen hineinsetzen lassen. Ich hätte es (NB. mit einem Raaff) nicht anders richten können, als daß Varesco seine Arie gedruckt gewesen wäre und Raaffs seine aber wäre gesungen worden. – Nun muß ich schließen, denn sonst verliere ich zu viel Zeit. Bey meiner Schwester bedanke ich mich schönstens für den Neujahrswunsch, wünsche ihr alles wieder entgegen. Hoffe, daß wir uns bald recht lustig zusammen machen können. Adieu.[257]

An alle gute Freunde und Freundinen meine Empfehlung, das Ruscherle nicht zu vergessen. Der junge Eck schickt ihr ein Busserl – ein zuckertes, versteht es sich.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 256-258.
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