140. Mozarteum.

[258] München 18. Jan. 1781.

Verzeihen Sie mir wenn ich Ihnen dermalen recht sehr wenig schreibe, denn ich muß augenblicklich (es ist gleich[258] 10 Uhr – Morgens versteht es sich –) in die Probe; – es ist heute das erste Mal Recitativ-Probe im Theater. – Vorschreiben habe ich mir nicht gekönnt, weil ich noch immer mit den verwünschten Tänzen zu thun gehabt habe. Laus deo – nun habe ich es überstanden; mithin nur das nothwendigste. Die Probe mit dem dritten Act ist vortrefflich ausgefallen. Man hat gefunden daß er die 2 erstern Acte noch um viel übertrifft. – Nur ist die Poesie darin gar zu lang, und folglich die Musik auch (welches ich immer gesagt habe); deswegen bleibt die Aria vom Idamante: Nò la morte io non pavento weg, welche ohnedies ungeschickt da ist, – worüber aber die Leute die sie in Musik gehört haben, darüber seufzen; – und die letzte von Raaff auch, worüber man noch mehr seufzt; allein man muß aus der Noth eine Tugend machen. Der Orakelspruch ist auch noch viel zu lang, ich habe es abgekürzt, der Varesco braucht von diesem allen nichts zu wissen, denn gedruckt wird alles wie er es geschrieben. Die Bezahlung für ihn und Schachtner wird Fr. v. Robinig mitnehmen – Hr. Geschwender sagte mir er könne kein Geld mitnehmen. – Sagen Sie unterdessen dem Varesco in meinem Namen, daß er vom Grafen Seeau keinen Kreuzer mehr als accordirt worden, bekömmt, denn die Veränderungen hat er nicht ihm, sondern mir gemacht, – und da darf er mir noch darum obligirt seyn, indem es um seiner Ehre willen geschehen ist. Es wäre noch gar Vieles zu ändern, und versichere daß er mit keinem Compositeur so gut ausgekommen wäre, wie mit mir. Ich habe mir genug Mühe gegeben ihn zu entschuldigen. Wegen dem Ofen ist es nichts, es kommt zu theuer – ich werde in das nemliche Zimmer wo die Alkove ist noch ein Bett stellen lassen, man muß sich behelfen wie man kann.

Vergessen Sie nicht meine kleine Uhr mitzunehmen; wir werden hoffentlich nach Augsburg hinüber und da könnte man die Canaglie richten lassen. – Ich wünsche auch daß Sie die Operette von Schachtner mitnehmen, – ins Cannabichsche Haus kommen Leute, wo es nicht mal à propos ist wenn sie so was hören. Nun muß ich in die Probe – Adieu.[259]

Am 25. Januar kamen Vater und Schwester an und wenige Tage darauf war die erste Aufführung der Oper. Dann amusirte sich die Familie noch einige Zeit an den Carnevalsvergnügungen der Residenz. Denn der Erzbischof war nach Wien gereist, und da er in der Kaiserstadt mit dem vollen Glanz eines geistlichen Fürsten auftreten wollte, so hatte er außer einer stattlichen Einrichtung und Dienerschaft auch einige seiner ausgezeichnetsten Musiker mitgenommen. Deßhalb erhielt um die Mitte März auch Mozart den Befehl nach Wien zu kommen. Er reiste sofort ab.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 258-260.
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