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[20] Mailand, den 17. Februar 1770.


Wir sind Gottlob! beyde gesund. Daß, wie Du schreibst. der Winter nicht so gefährlich in Italien ist wie der Sommer, will ich wohl glauben. Allein wir hoffen, Gott werde uns erhalten. Und wenn man seine Gesundheit nicht durch Unordnung und überflüssiges Fressen und Sausen verdirbt, auch sonst keinen innerlichen Naturfehler hat, so ist Nichts zu besorgen. Wir sind aller Orten in der Hand Gottes. Mit Essen und Trinken wird sich der Wolfg. nicht verderben. Du weißt, daß er sich selbst mäßigt, und ich kann Dich versichern, daß ich ihn noch niemals so achtsam auf seine Gesundheit gesehen habe als in diesem Lande. Alles, was ihm nicht gut scheint, läßt er stehen, und er ißt manchen Tag gar wenig und befindet sich fett und wohlauf und den ganzen Tag lustig und fröhlich.

Eben jetzt war der Schneider da mit Mänteln und Bajuten, die wir uns haben müssen machen lassen. Ich sahe mich im Spiegel, als wir sie probirten, und dachte mir: nun muß ich in meinen alten Tagen auch noch diese Narredey mit machen. Dem Wolfg. steht es unvergleichlich an, und da wir schon diese närrische Ausgabe machen mußten, so ist mein Trost, daß man es zu allerhand anderen Sachen wieder brauchen, und wenigstens zu Kleiderfutter, Fürtuch etc. gebrauchen kann.

Morgen kömmt der Herzog und die Prinzessin von Modena zum Grafen Firmian, um Wolfg. zu hören. Abends werden wir en masque in die Oper in Galla fahren, nach der Oper wird der Ball seyn, und dann werden wir mit unserm sehr guten Freunde Sign. Don Ferdinando, Haushofmeister des Grafen, nach Hause fahren. Künftigen [20] Freytag wird Akademie für's ganze Publicum seyn; dann wollen wir sehen, was heraus kömmt. – Viel wird in Italien überhaupt nicht heraus kommen. Das einzige Vergnügen ist, daß eine mehrere Begierde und Einsicht hier ist, und daß die Italiener erkennen, was der Wolfg. versteht. Uebrigens muß man sich freylich meistens mit der Bewunderung und dem Bravo bezahlen lassen, wobey ich Dir aber auch sagen muß, daß wir mit aller nur ersinnlichen Höflichkeit aller Orten empfangen und bey allen Gelegenheiten zur hohen Noblesse gezogen werden. Der Wolfg. läßt Ihro Exc. der Gräfin von Arco die Hände unterthänigst küssen und dankt für den geschickten Kuß, der ihm viel angenehmer ist, als viele junge Busserl.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 20-21.
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