23.

[45] Napoli 26 Maggio 1770.


Dieß ist der 3te Brief den ich Dir von Neapel schreibe. Die Lage dieser Statt gefällt mir täglich besser, und die Statt überhaupts ist nicht übl; [45] wenn das volk nicht so gottloß und auch gewisse Leute nicht so dumm wären, die sich essonst nicht einfallen lassen, daß sie dummsind. und der aberglaube! – – Dieser ist hier so eingewurzelt, daß ich sicher sagen darf, daß hier eine völlige Ketzerey eingerissen, die man mit gleichgiltigen augen ansiehet. mit der zeit werde Dir solches erklären. Ich hoffe dir die Aussichten und seltenheiten von Neapl in Kupfer zu bringen, so wie die von Rom bereits habe. Wir sind, Gott Lob, beyde gesund. Der schneider hat 2 Kleider in der Arbeit, die ich in gesellschaft des Mr: Meuricoffre ausgesucht.

Das meine ist fast Pampadour, mehr aber dunkel verschrother gewasserter Moar mit himmelblauen Dafet gefüttert und silbernen Knöpfen.

Des Wolfg: seines ist apfelgrüner gewasserterMoar, silbere Knöpf und Rosenfarb Dafet gefüttert.

Am Montage wird eine accademia seyn, die die kays: gesantin gräfin v Kaunitz, die Lady Hamilton, Principessa Bellmonte, Principessa Francavilla, Duchessa Callabritta veranstalten, und die uns glaublich wenigst 150 Zechini tragen wird. wir haben aber auch geld nötig, denn reisen wir weg, so haben wir eine lange Reise ohne etwas einzunehmen; bleiben wir hier, so müssen wir 5 Monate aushalten. freylich hier würden wir immer unsere nothwendigkeit einnehmen: allein bis itzt bin noch entschlossen in 3 wochen fortzureisen. kommende Woche hofen wir dem König und der Königin aufgeführt zu werden.

Daß Dir nichts ausführliches von Rom geschrieben, hat seine Ursachen, Du wirst alles umständlich hören, ich hatte noch nicht zeit; ich schreibe ohnehin in Eyll.

hat die Nannerl den Einschluß unterm 25 aprill anh: v schiedenhofen nicht erhalten? – –

Wen meinst Du wenn wir noch hier angetroffen? – den h: Baron Bender der bey S: E: gr: Pergen in Frankfort ware. Dieser ist hier beym gr: Kaunitz. Er empfehlt sich euch beyden.

Was Du mit h: Hagenauer und Frau Hagenauerin gesprochen hat meiner seyts seine Richtigkeit. Ich empfehle mich ihnen beyderseits; [46] die Frau Hagenauer wird wohl zu zeiten ein Vatter unser für uns bethen. Es thut wirk: Noth, dann wir bethen nicht gar viel.

Der ehrliche Urban ist also auch todt? – – gott troste ihn. die Briefe nach Neapel brauchen 14 täge.

schreibe nur allezeit auf Rom.

Ist die Madlle Troger abgereiset? – – hat sie was mitgenommen? – –

Ist h: Meisner angelangt? Mein Compliment, dann itzt wird er da seyn, da du den Brief empfangst.

Lebe sammt der Nannerl gesund. wir kissen euch beyde, und ich bin Dein alter

Mzt


An ganz Salzb: Meine Empf.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 45-47.
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