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[114] Mayland den 5ten octob: 1771.


Sr Ex: graf Firmian sind glück: verflossenen Erchtag abends gegen 8 uhr angelangt, und werden morgen wieder nach Mantua [114] und von da Sr K: Hoheit dem Prinzen entgegenreifen, um solchen hieher zu begleiten. Dieser Täg ist h: Voggen oder von Voggen, hier angelangt, der Bruder des h: Doctor Vogger, so dieMde Lisel geheurathet, der schon in Wienn Cammerdiener Bey Sr K. H: Erzh: Ferdinand war, und dessen Du Dich noch wohl erinnern wirst. Er ist ein sehr seiner Mensch und hüpscher als sein Bruder der Doctor. Er war immer unser sehr guter freund. Ich habe auch vernommen, daß Sr E: graf Sauerau hier dieser täge eintreffen soll. Der Duc de York, welcher, da wir in Engelland waren, Duc de Glocester war, und nach dem Tod seines Bruders Duc de York geworden, wird auch hier eintreffen, er haltet sich unterdessen inGenua und Turin auf. Gestern war abermahl Probe im Theater Heut wird die von der Cantata des Wolfg: und heut wird die opera probirt. Dann kommen 2 täge rast-täge und Dienstags wird abermahl die Cantata probiert werden: von morgens 8 uhr, bis nachts 11 uhr ist das Theater voll: denn die täntzer sind immer da. Herr Caplan troger hat mir gesagt, da er mir die Pillulen behändiget, daß du und die Nannerl gerne mit uns gereiset wären. Wenn es euer gänzlicher Ernst gewesen wäre, so hast du sehr übl gethann mir es nicht frey heraus zu sagen. obwohl der unterscheid, nur die hin und herreise betreffend, absolute 60 Duggatten gewesen wäre. Es darf euch übrigens eben nicht sehr gereuen. Dann ihr würdet eine unglaubliche hitze ausgestanden hab: und obwohl viele grosse sachen hier veranstaltet werden; so sind es doch theils sachen, die ihr schon gesehen, und noch schönere, oder Sachen, die man, wegen dem Volk mit grosser ungelegenheit, ja vielleicht mit lebensgefahr schen muß, wenn man doch ieden Dr – – sehen will.

opern in Italien zu schen, wird euch vielleicht die Gelegenheit nicht fehlen; und iede Carnevals opera in Mayland hat mehr Spectacul als diese, dann dieopera hat gar nichts von auszierung, ausgenommen was in Täntzen ist. Die Pillulen werde hoffent: nicht nötig haben: mein Kopf ist, gott Lob, besser. Es war nichts anders, als eine erschrök: verstopfung, die ich durch die grosse Hitze im Kopf auf der Reise bekommen, so, daß bey 6 wochen kaum 3 schnupfdücher[115] nötig hatte: weil im gehirn alle feuchtigkeit drocken und versticket ware, so mir einen immerwehrenden schwindl verursachet. theils fußwasser, theils der Thee-Dampf, und endlich die Wetterveränderung und kühle Regen Luft hat mich Curiert. Wir haben aber gleich wieder schönes wetter. noch gehet es gut; wenn nur nicht auf die Fest-täge Regen einfällt. Lebts beyde wohl, wir Küssen euch viel 100000 mahl und bin immer Dein alter

Mozart


Wir empfehlen uns allen guten freunden und freundinen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 114-116.
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