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[184] München den 8 feb: 1775


Auch hier hatten wir schon am freytag den 3ten starken wind, der aber am Samstag den 4ten heftiger wurde, und in der Nacht so wiethete, daß er die grösten Bretter womit auf dem Plaz die Kornsäcke bedeckt waren, in die lüfte hebte und auf 30 schritte weg trug, Dächer, Cammin x: wurden erstaunlich beschädiget, und es blitzte einige mahl, und schlug in verschiedenen Orten, ausser der Statt die fenster in Stücken x: x: das schröcklichste war, daß Sontags morgens da der wind noch am aller stärksten wüthete gegen halbe 7 uhr feuer in einem Cammin auskam, es wurde aber, gott Lob, also gleich gelöscht. Stelle Dir aber den schröcken in der ganzen Statt vor. wir wohnen nur etwa 150 schritt davon. unser trost aber war, daß die ganze erstaunlich grosse unser lieben frauen dazwischen stehet. Der wind dauerte noch denselben ganzen tag, und Brach in ein heftiges schneegesieber aus. alle Leute, wo man hinkam beklagten sich, daß sie die ganze Nacht ohne schlaf zugebracht.

Wie wird denn der Fr: von Gayer das schloss gefallen? addio gesellschaften! Wir befinden uns, gott Lob, gesund. Gestern ist h: Kempfer nach Augspurg abgereiset, er hat sich beym Churfürsten hören lassen, und war 8 täg hier. hier waren auch ein paar Spitzbuben. einer davon war Englischer Sprachmeister, ein gebohrner schlesinger, namens schwarz, er war fast ein Jahr hier, und gieng mit uhren, Kleidern, und hinterlassenen vielen schulden durch, der andere gab sich für den Sohn des reichen Banquiers herrn schmitmeyrs Sohn von Wienn aus, und war etliche wochen hier, entfernte sich aber, nachdem man entdeckt, daß er aus Nikelsburg in Mähren ein [184] Wirtssohn ist. Er wird bereits in Augsp: im Verhaft seyn. wir kissen dich alle, Lebe wohl ich bin Dein alter Mozart

Wir empf: uns allen.

h: graf wolfegg ist auch hier. auch die 2 Jungen grafen v Zeil.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 184-185.
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