8.

[9] Cara sorella mia1


Recht von ganzen herzen freyet es mich, daß du dich so lustig gemacht hast, du aber etwa mögst glauben, das ich mich nicht lustig gemacht habe, aber ja, ich kennte es nicht zehlen, ich glaub gewis, wir sind sechs- oder sieben Mahl in der opera und dan in denfesta di ballo gewesen, welche wie zu wien nach deropera anfängt, aber mit dem unterschid, das zu wien mehr ordnung ist, mit dem Tanzen. Die facchinad, und die chiccherad haben wir auch gesehen, daß ist: eine Mascherada facchinad, welche schön zu sehen ist, weil sich leute anlegen als facchin oder als hausknecht, und da ist ein barca gewesen, wo vielle drin waren, und viel sind auch zu fuße gegangen, 4 oder 6 Chör trompeten und paucken, und auch etliche chör geigen und andere Instrumenten. Die chiccherad, daß ist auch eine Mascaerad, die seben wir heunt, das ist: chichera heissen die Milaneser selbe, die wir petits maitre heißen, oder windmacher halt. welche dan alle zu pferde giengen, welche aber recht hübsch war. mich erfreuet es iezt so das es dem H. von aman2 besser gehet, als wie es [9] mich betrübet hat, wie ich gehört habe, das er ein unglück gehabt hat. Was hat den die Madam Rosa3 für eine Maschera gehabt, was hat der H. von Mölk für eine gehabt, was hat H. v: schiedenhofen4 für eine gehabt? Ich bitte dich, schreibe es mir, wenn du es weist: du wirst mir einen sehr großen gefallen erweisen. heunt sind wir eingeladen beym H: hausmeister von graf firmian, den letzten Tag zu beehren, da werden wir was zu quarken haben: addio, leb wohl, auf den andern postag werde ich dir einenMilanesischen brief schreiben, ich bin ec:

Wolfgang Mozart


küsse stat meiner der mama die händ 1000000000000 mahl, an alle gutte freund Complimenten und dir tausend Complimenten von wansten derwischt so hasten schon, und von Don Cacarella absonderlich von hinten her und

p:s: Mailand den 3ten Merz 1770

Fußnoten

1 Vgl. hierzu den gleichzeitig nach Salzburg gerichteten Brief des Vaters.


2 Einer der Jugendfreunde Mozarts; s. den Brief des Vaters vom Faschingsdienstag, in dem dieser erzählt, welchen Eindruck die Mitteilung über Aman auf Mozart ausgeübt hat.


3 S. den Brief des Vaters vom 3. April 1770.


4 Joachim Ferdinand von Schiedenhofen (17471823), späterer Hofrat und Landschaftskanzler, gehörte ebenfalls zu dem Bekanntenkreis Mozarts.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 10.
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