*224. [an L. Hagenauer in Salzburg][185] 1

Linz den 3ten Oktober 1762.


Haben sie nicht geglaubt, wir wären schon in Wien, da wir doch noch in Linz sind. Morgen, wenn Gott will, gehen wir mit der sogenannten Wasser ordinaire dahin ab. ja, wir wären auch unfehlbar schon da wenn wir nicht in Passau wider unsern Willen 5 ganzer Täge gewesen wären. Diese Verzögerung, daran Sr Fürstl: Gnaden in Passau schuld sind, ist mir um 80 fl. schade, die ich in Linz eingenommen hätte, wenn ich eher dahin gekommen wäre. Da ich mich nun mit etlich und vierzig Gulden begnügen muß, die mir in dem vorgestern gegebenen Concert deductis deducendis geblieben sind. Was aber eigentlich in Passau vorgegangen, muß ich auf eine versöhnliche Unterredung verschieben, da es hier zu weitläufig wäre. Genug, der Wolfgang hatte die Gnade, sich bei Srfürstl: Gnaden zu produciren, das Mädl aber nicht, und dafür bekam er einen ganzen Dukaten. id est baare 4 f. 10 x sagen sie aber Niemand etwas davon; entzwischen bethen wir nur, daß unser Erzbischof lang lebt, das Mehrere mündlich. Nun etwas von unserer Reise Beschreibung. Den 20ten des verflossenen Monats sind wir in Passau um 5 Uhr Abends eingetroffen, den 26ten sind wir Morgens mit dem Dommhl. Graf Herberstein von Passau abgegangen und selben Tag Abends um 5 Uhr in Linz angelangt. Wir wohnen bei einem gewissen Kiener. Wir sind sehr wohl bedienet. Es sind 2 Jungfern, die nach dem Tode ihrer Ältern die Wirthschaft fortführen, und die meine Kinder so lieben, daß sie uns alles thun, was nur immer in ihren Kräften ist. Meine Kinder setzen übrigens alles in Verwunderung; sonderheitlich der Bub. Hl Graf Herberstein ist nach Wien, und wird zum voraus einen grossen Lermen dahin bringen. Und gestern ist der Hl. Graf v. Schlick allhiesiger Lands Hauptmann sammt seiner Frau nach Wien abgegangen. Beyde waren ungemein gnädig mit uns; Sie sagten, daß wir, sobald wir nach Wien kommen, gleich zu ihnen kommen sollen; daß sie mit dem Hl. Grafen Durazo unterdessen [185] sprechen, und überhaupts unsere Ankunft in Wien bekannt machen werden. Allem Ansehen nach soll die Sach recht gut gehen. Gott erhalte uns nur wie bisher gesund. biß diese Stunde sind wir noch wohl auf. Obwohlen ich zu zeiten da und dort kleine halb:podagrische zwicker merke. Die Kinder sind lustig, und überall so, als wären sie zu Hause. Der Bub ist mit allen Leuten, sonderheits mit den Offizieren so vertraulich, als wenn er sie schon seine Lebenszeit hindurch gekannt hätte. Hier schliesse ich die Monatszeitl für dieß Monat bei. Lassen sie es ablangen, die Steuer dagegen muß mit 10 xr 3 Pfenning erlegt werden. Machen sie sich damit des Hauszinses halben bezahlt, und die Frau Gemahlin (der wir uns sonderheitl: gehorsamst empfehlen) lasse ich bitten auf unsere Intention 4 heil: Messen zuMaria Plain zu veranstalten, und zwar sobald es möglich ist. Mein Mädl empfehlt sich, und last der Frau Liebsten melden. Daß sie zu Maria Hilf in Passau schon ihr versprechen gehalten; ja wir haben alle für den hl: Lorenz gebethet. Sie werden sonst hoffentlich alle gesund seyn? daß wünschen wir von Herzen. von Wien werden ihnen bald schreiben. Vielleicht giebt es bis dahin Neuigkeiten, bis iezt weis man Nichts [...]

Fußnoten

1 Hier beginnen die Briefe der 1. Wiener Reise der Familie Mozart.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 186.
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