*228. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[193] Wien den 6ten Novembris

1762.


Alle Dero wertheste Schreiben habe richtig empfangen. Wie viel bin ich nicht ihrer so vielen Bemühung schuldig! Doch ich kenne ihre freundschaft; sie sind dazu gebohren, ihren Neben-Menschen gefällige Dienste zu erweisen, und zu zeigen, daß sie ein freund ihrer freunde sind. Aus meinem Letzten werden sie ersehen haben, in was für gefahr mein Woferl, und in was für Angst ich seinetwegen ware. Gott Lob! es ist wieder alles gut. Gestern haben wir unsern guten hl:Dr: Bernhard mit einer Musik bezahlt. Er hat eine Menge guter freunde eingeladen, und uns im Wagen abholen lassen. Den 4ten aber am Caroli fest habe ich den Woferl das erstemal in die St. Caroli Kirchen und Joseph Stadt spatzieren geführet. Es war einer der schönsten Tägen, deren wir, seit der zeit, als wir hier sind kaum 3. oder 4 gehabt haben. Sagen sie mir, war dann in Salzburg auch immer so ein abscheuliches Regen Wetter? – hier hat es auch schon geschnieen, und heut ist ein vollkommenes April-Wetter. Meine frau und ich empfehlen uns dero frau Gemahlin, und danken für alle so viele Bemühungen. Sie wird den erhaltenen Brief nächstens beantworten, der Wolfgangerl erstattet gehorsamst Dank für die gütigste Erinnerung zu seinem Namens Tag. Es wurde freylich sein Glück gewesen seyn, wenn er nicht an seinem Namens Tag zwar schon etwas bessers, doch noch im Bette gewesen wäre. Es haben zwar einige Herrschaften zu uns geschickt ihme glückwünschen, und um seinen Wohlstand sich erkundigen zu lassen; allein dieß war es auch alles. Es schickten nämlich; der grafFerdinand Harrach; graf Palfy, der französische Bottschafter, die gräfin v. Kinsky, der Baron Pechmann der Baron Kurz, die gräfin v Paar x – – wäre er nicht schon bald 14 Täge zu Hause gewesen, so würde es ohne Praesenten nicht abgegangen seyn, genug! iezt müssen wir sehen, ob die Sache wieder in ihren Gang kommt, indem es vorher rechtschaffen gut ware. – – [...] Wenn Sie das sonderbare freundstück mir erweisen, [194] und nach laufen sich verfügen wollen; so ist es hohe zeit: den hl: graf spauer excel: gehen gemeiniglich den 14ten novb:, nämlich dem tag nach dem paris Jahrtag wieder von Salzburg weg: geschieht es nun Jetzt nicht, daß durch Vorspruch seiner Excellenz, und durch Umtrieb des hl: Beichtvatters ein Entschluß erfolget; so geschieht es [n] immer. Ich bin dann gezwungen meinen Plan über lang oder Kurz zu ändern. Ich habe schon adressen nach holland und frankreich. seiner zeit das mehrere Mündlich.

thun sie mir die Liebe und Freundschaft und machen Sie Sr Excellenz dem hl: grafen Spauer nachdrückliche Vorstellungen. Ich habe ihm und auch tit hl: Beichtvatter geschrieben. nicht weniger Sr Er: hl: obristhofmeister wegen der Erlaubniß bis auf das Advent in Wien zu bleiben. Ich habe es übersehen dem hl: obersthofmeister Exc: bey zufügen, daß Hochderselbe im fall es nötig seyn sollte mir eine fürstliche Rückantwort wissen zu lassen, sich nur an Sie zu wenden. Wenn Sie ohngefähr gelegenheit finden, zum Exemple nach der 10 uhr mess in Dom, so därfen sie Sr Excellenz Ledlich anreden. oder wollten Sie zu ihm selbst gehen. so würden Sie noch besser thun. Sie därfen auch frey wegen der vicecapellmeister Stelle Meldung thun; denn er ist mir gänzlich geneigt. Was glauben Sie wie Vortheilhaft es wir wäre, wenn ich es noch würde, weil ich hier bin? – –

Ich bin bey meiner Ankunft durchaus als Capellmeister von Salzburg angesehen worden: und der Kaiser selbst, als er mich hinein führen wollte, die infantin auf der violin zu hören, Kamm heraus, und rufte: wo ist der Capellmeister von Salzburg?

Ich hab es letzlich mit Fleiß nicht beygesetzt: man hätte es mögen für eine Erdichtung halten. täglich fast ergeben sich solche gelegenheiten, wo ich zu zeiten nothwendig solches wieder sprechen muß, denn alle Lugen und Windmachereyen seyen fern von mir. Nun haben Sie mich verstanden, ich ergebe mich Ihrer freundschaft.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 193-195.
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