*245. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[227] Paris den 22ten Februar 1764.


Monsieur.


Es kann nicht immer die Sonne scheinen, es kommen oft Wolcken, die sich aber wieder Verziehen. [...] Meinen lieben Wolfgang [227] überfühle ein gählinges Halswehe und Carthar, daß er, da er den Carthar in der fruhe den 16ten merckte, in der Nacht ein solches stecken im Hals bekam, daß er in Gefahr war zu ersticken. [...] Mein Mädl ist auch mit Carthar beunruhiget, allein ohne alteration.

[...] Nun bitte ich, 4 heilige Messen zu Maria-Plain, und 1. heilige Messe bey dem heiligen Kindl zu Loretto so bald es sein kann, lesen zu lassen, die wir wegen unsern Kindern versprochen haben, [...]

Wir werden in längstens 14 tägen wieder nach Versailles fahren um das Oeuvre Io der gestochenen Sonaten des grossen H: Wolfgang der Madame Victoire, zweyten Tochter des Königs, zu überreichen, welcher es dediciert wird. Das Oeuvre 2e wird glaublich der Madame la Comteße de Tessé dedicirt werden. In Zeit von 3. bis höchsten 4. Wochen müssen, wenn Gott will, wichtige Dinge vorgehen; wir haben gut angebauet, nun hoffen wir auch eine gute Ärnte. Man muß alles nehmen wie es kommt. Ich würde auch 12 Louisd'or wenigst mehr haben, wenn meine Kinder nicht hätten einige Täge das Haus hütten müssen: Ich dancke Gott, daß sie besser sind – – – wissen sie, was die Leute immer hier wollen? – – Sie wollen mich bereden meinem Buben die Blattern einpfropfen zu lassen. [...] Ich meines theils lasse es der Gnade Gottes über. Es hänget von Sr göttlichen Gnade ab, ob er dieß Wunder der Natur, so er in die Welt gesetzet hat, auch darinnen erhalten, oder zu sich nehmen will. Von mir wird er gewiß so beobachtet, daß es eines ist, ob wir in Salzburg oder in welchem Ort der Welt wir sind. Das ist es auch, was die Reisen kostbar machet. [...]

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 227-228.
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