*246. [an L. Hagenauer und Frau in Salzburg]

[228] Paris den 4ten Martij 1764.


[...] Den 3ten ist unser Bedienter Sebastian Winter1 von hier mit der Landkutschen über Straßburg nachDonaueschingen [228] abgegangen. Er ist als Friseur in die Dienste des il: D: Herrn fürsten von fürstenberg getretten, und ich habe einen anderen Friseur nahmens Jean Pierre Potivin aufgenommen, er spricht auch gut Teutsch und französisch, denn er ist in Elsaß Zabern gebohren. Nun muß ihn kleiden lassen, wiederum eine große Ausgabe! – – [...]


Madame!


Sie werden Vielleicht glauben, wir werden ganz ausserordentlichen faschings-Lustbarkeiten beywohnen? O weit gefehlt. Es sieht mir gar nichts bey einem Ball, der erst nach mitternacht anfängt, beyzuwohnen. Hier sind in allen Eggen Balls; aber sie müssen wissen, daß hier Balls zu 30, 40 Personen sind, wo ein oder 2. Höchstens 3. Violinen, ohne Baß, die Menuet spielen; und was für Menuet? – – – Menuets, die zur Zeit Heinrich des 4ten schon sind getanzet worden, und in der ganzen Stadt sind etwa 2. oder 3. favorit Menuet, die immer müssen gespiellet werden, weil die Personen keinen anderen danzen können, ausser denienigen Menuet, bey dessen Abspiellung sie das danzen gelehrnet haben. Am meisten aber werdencontradances, oder die bey uns so genannten englische Tänze getantzet! Alles dieses weis ich aus der Erzehlung, denn ich habe noch nichts gesehen. [...]

Fußnoten

1 Vgl. die Briefe Wolfgangs vom 8. August und 30. September 1786 sowie Leopolds vom 3. und 24. April 1784.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 229.
Lizenz:
Kategorien: