*247. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[229] Paris le 1. April 1764.


Monsieur!


[...] Wir sind, Gott unendlichen Danck gesagt, alle gesund; und nun kann ich ihnen mit Vergnügen sagen, daß ich hoffe in wenig Tägen denen Banquiers Turton et Baur 200 Louis d' or zu behändigen, um solche entzwischen in sichere Hände zu geben, und seiner Zeit nach Salzburg übermachen zu lassen. Ich habe den 9ten Aprilis wiederum ein solchen Schröcken auszustehen, den ich den 10ten Martij hatte: Doch zweifle ich sehr, ob der Schrecken gar so groß seyn wird wie der Erste, wo ich in dem Concert den 10. Martij 112. Louis d'or eingenommen. Doch es sind 50 in 60 [229] Louis d'or auch nicht zu Verachten, und wenn es mehr ist, so schiebt man es in Sack. Es wird beym Eingange ins Concert kein Kreuzer bezahlt; sondern wer kein Billet hat, wird nicht eingelassen, er seye auch wer er wolle. Meine freunde Vertheilen 8 Tage vorher die Billets, jedes für einen Laub-oder feder Thaler, deren 4. ein Louis d'or sind; und sie empfangen dafür das Geld. Doch werden die meisten Billets zu 12 und 24 an Damen gegeben, die es dann um so leichter austheilen, weil man solches an zunehmen aus Höflichkeit nicht abschlagen kann.est modus in rebus. oder zu Teutsch, die Hl: franzosen wollen gefoppet seyn. auf dem Billet (das auf einem kartenblat geschrieben, und mein Bettschaft beygedrucket ist) stehen nichts als diese Worte Au Théatre de M: Felix, rue et Porte St: Honoré, ce 9 avril à six heures du Soir Dies ist ein Saal, in dem Hause eines vornehmen Herrn, in welchem ein klein Théâtre stehet, auf dem oft die Noblesse unter sich selbst agiren und Comoedien aufführen, und diesen Platz habe ich durch die Madame de Clermont, die in diesem Hause wohnet, erhalten. Die Erlaubniß aber die 2. Concert zu halten ist ganz was besonderes, und ist schnur gerad wieder das Privilegium so der König der opera, dem Concert Spirituel und dem französischen und Italiänischen Theatro gegeben, und diese Erlaubniß hat durch absendung und eigene Zuschrift des Duc de chârtes, Duc de Duras, Comte de Teßé und vieller der ersten Damen von dem Mr: de Sartine Lieutenant general de la Police, erhalten werden. [...]

Nun ist es auch Zeit ihnen von meinen 2 Freunden aus Sachsen Herrn Barons v Hopfgarten und v Bose, etwas zu sagen. Sie sind Vor ungefehr 2. Monat von hier nach Italien abgegangen, um oder durch Kärnthen oder über Salzburg nach Wien zu gehen. Ich habe ihnen einen Simplen Brief an Sie mitgegeben, darinne ich mich auf dieß, was ich ihnen iezt schreibe, beziehe. Sollten sie nun über Salzburg gehen, so bitte ich sie ihnen an die Hand zu gehen, damit sie nicht nur alles sehen was zu sehen ist; sondern dahin zu trachten, daß ihnen bey Hofe alle Ehre erwiesen wird; indem ich selbst der Augenzeuge bin Von den großen Ehren, [230] die solche an den Tafeln und an den Höfen des Churfürsten aus Bayern, dann zu Ludwigsburg, am Pfälzer Hofe zu Schwezingen, zu Maynz, zu Brüssl beym Prinz Carl, und hier in Versailles empfangen haben. Sie sind unsere getreuen Reisefreunde gewesen. Bald haben wir ihnen, bald sie uns die quartier bestellt. Hier werden sie 2 Menschen sehen, die alles haben, was ein ehrlicher Mann auf dieser Welt haben soll: und, wenn sie gleich beyde Lutheraner sind; so sind sie doch ganz andere Lutheraner, und Leuthe, an denen ich mich oft sehr erbauet habe. Zum Abschiede hat Herr Baron v Bose dem Wolfg: ein schönes Buch, darinnen geistliche Betrachtungen in Reimen und zum Angedencken gegeben, und hat Voran folgendes hinein geschrieben:


Nimm kleiner, 7 Jähriger Orpheus, dieß Buch aus der Hand Deines Bewunderers und freundes! Lies es oft, – – und fühle seine göttlichen Gesänge, und leihe ihnen (in diesen seeligen Stunden der Empfindung) Deine unwiederstehlichen Harmonien; damit sie der fühllose Religions Verächter lese, – – – und aufmerke! – – damit er sie höre – – und niederfalle, und Gott anbethe.

Friederich Carl Baron v Bose. [...]


Nun sind wir mit allen hiesigen Gesandten der auswärtigen Potenzen hier bekannt. Der englische Gesandte Mylord Bedfort und sein Sohn sind uns beyde sehr gewogen; und der Russische Prince Gallitzin, liebt uns wie seine Kinder. In etlichen Tägen werden die Sonaten, die der Herr Wolfgangl: der Mme la Comtesse de Tessé dedicirt hat, fertig. Sie würden schon eher fertig geworden seyn; allein die Dedication, die unser bester freund Mr grimm gemacht, wollte die Comtesse absolute nicht annehmen. Man muste also eine Veränderung Vornehmen; und da sie meistens zu Versailles ist, allezeit die Antwort von dort abwarten. Es ist schade daß diese Dedication nicht hat därffen gestochen werden: allein die gräfin will nicht gelobt seyn; und in dieser Schrift ist die frau gräfin und mein Bueb, beyde sehr lebhaft abgeschildert.

[231] Nun müssen sie aber auch wissen wer dieser Mann ist, dieser mein grosser freund, von dem ich hier alles habe, dieser Mr Grimm. Er ist Secretaire vom Duc d'Orleans; ein gelehrter Mann und ein groser Menschenfreund. Alle meine übrigen Briefe und Recomendationen waren nichts; ia wohl der französische Bottschafter in Wien; ia wohl der Kayserl: Gesandte in Paris, und alle Empfehlungs Schreiben vom Ministre in Brüssel, grasen v Cobenzel: ia wohl Prince Conti, Duchesse d'aiguillon xx und alle andere, deren ich eine ganze Litaney hersetzen könnte. Der einzige Mr: grimm, an den ich von einer Kaufmannsfrau in frankfurt einen Brief hatte, hat alles gethann. Er hat die Sache nach Hofe gebracht; er hat das ersteConcert besorget, und er allein hat mir 80. Louis d'or bezahlt, folglich 320. Billets Versorget, und noch dieillumination in Wachs bezahlt da über 60 Stück tafel kerzen gebrannt haben; Nun dieser grimm hat die Erlaubniß des Concerts ausgewürket, und wird nun auch das zweyte besorgen, wozu schon 100 Billets ausgetheilet sind. Sehen sie was ein Mensch kann der Vernunft und ein gutes herz hat. Er ist ein Regenspurger: Allein er ist schon über 15 Jahr in Paris, und weis alles auf die rechte Straße so einzuleithen, daß es, so wie er will ausfallen muß.


[auf dem Briefumschlag]


Meine Kinder empfehlen sich samt meiner Frau allerseits.

M: de Mechel ein Kupferstecher arbeitet über Hals und Kopf unsere Portraits die h: v Carmontel (ein Liebhaber) sehr gut gemahlt hat, zu stechen. der Wolfg: spiehlt Clavier, ich stehe hinter seinem sessl und spiele Violin, und die Nannerl lehnt sich auf dasClaveçin mit einem Arm, mit der andern hand hält sie musicalien, als sänge sie.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 229-232.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gellert, Christian Fürchtegott

Geistliche Oden und Lieder

Geistliche Oden und Lieder

Diese »Oden für das Herz« mögen erbaulich auf den Leser wirken und den »Geschmack an der Religion mehren« und die »Herzen in fromme Empfindung« versetzen, wünscht sich der Autor. Gellerts lyrisches Hauptwerk war 1757 ein beachtlicher Publikumserfolg.

88 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon