*253. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[239] Chelsea bey London den 13ten Sept: 1764


Monsieur


[...] Der obbemelte Sipruntini1 ist ein großer Virtuos auf dem Violoncello, er ist eines Holländischen Juden Sohn. Er fand den Jüdischen Glauben und ihre Ceremonien und Gebothe, nachdem er Italien und Spanien durchgereiset, lächerlich: er hat solchen glauben demnach Verlassen; doch weis ich noch nicht, ob er sich tauffen lassen, und da ich nächstens von Glaubenssachen mit ihm sprach, so fand ich aus allen seinen Reden, daß er sich dermahlen begnüget, Einen Gott zu glauben, diesen beförderst, dann seinen Nebenmenschen wie sich selbst zu lieben, und als ein ehrlicher Mann zu leben. Ich gab mir Mühe ihm Begriffe von unserm Glauben bey zubringen, und ich brachte es so weit, daß er nun mit mir eins ist, daß unter allen christlichen Glauben, der Catholische der beste ist. Ich werde mit nächsten wieder eine attaque machen: dan man muß ganz gelinde darein gehen. Gedult! Vielleicht werde ich noch Mißionarius in Engelland [...]

Fußnoten

1 E. Sipurtini (Siprutini).


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 239.
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