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[12] Erste Seite des Chors Nr. 17 »Qual nuovo terrore« aus dem »Idomeneo« von 1780/81, K. 366.

M.W. Serie V, Nr. 13.

Der »Idomeneo«, der am 29. Januar 1781 zum ersten Male in München in Szene ging, war nicht mehr die Leistung eines jungen Musikers, sondern eines jungen Meisters. Nach den früheren Opere serie, namentlich dem »Mitridate« und dem »Lucio Silla«, bedeutete das Werk für den Dramatiker Mozart eine wichtige Entscheidung. Trotz mancher Fehlgriffe und Zugeständnisse ließ es den berufenen Opernkomponisten erkennen, der in der musikalischen Zeichnung besonderer Bühnenfiguren, der Ensemblebehandlung und Orchestersprache, auch durch den tragischen Ernst eine eigene Wegrichtung einschlug und innerhalb des Rahmens der Opera seria mit dramatischen, nicht theatralischen Gesichtspunkten einem deutschen Zielpunkt zuzusteuern schien. Stehen die Arien vielfach auf dem Boden der Neuneapolitaner, so bewegen sich die Chöre in einer anderen Richtung. Das Vorbild Glucks wird hier erkennbar. In ihrem monumentalen, großzügigen Charakter treten die Chorszenen den Gluckschen zur Seite, im Aufwand der orchestralen Mittel suchen sie Gluck zu überholen und nähern sich durch die reichere musikalische Ausführung mehr den Traettaschen Grundsätzen. Zu diesen Chorszenen gehört die des 2. Aktes, in der das Volk beim Hereinbrechen des Sturms den Urheber der göttlichen Rache zu wissen verlangt und mit dem Ausruf »Qual nuovo terrore« sein Entsetzen äußert. – Die Zahlen am Rande stammen nicht von Mozart.

Quelle:
W.A. Mozarts Handschrift. Herausgegeben von Ludwig Schiedermair, Bückeburg, Leipzig 1919, S. 12.
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