Der
ehmaligen würdigen Gattinn
Mozarts,
jetzigen verwittweten
königlichen dänischen Statsräthinn
Frau von Nyssen,
gebornen
Marie Constanze Weber,
hochachtungsvoll gewidmet
von dem
Herausgeber.[5]
Wenn auch der Mensch mit wunderähnlichen Gaben und Fertigkeiten von der Natur beschenkt, selten ein allgemeines Muster zur Nachahmung für Andere ist, da so wie seine Vollkommenheiten uns Übrigen unerreichbar sind, auch seine Fehler nicht zu unserer Entschuldigung dienen können: so bleibt doch das Andenken desselben uns unbeschreiblich schätzbar und wichtig.
Solche Menschen sind Phänomene, die man anstaunt, und deren treue Abbildung der Forscher der Menschen natur als schätzbare Kabinettstücke ansieht, zu denen er oft zurückkehrt, um an ihnen den unbegrenzten Umfang des menschlichen Geistes zu bewundern.
Zu ihnen gehört Mozart, ein Wunder an Anlagen und von früher Entwickelung derselben.
Wäre er aber auch weniger dieser Wundermensch gewesen, so würde eine Beschreibung seines Lebens doch schon um deswillen für viele wichtig werden, weil er ein Wohltäter für sie geworden.
Wer von den Tausenden, denen er durch seine Werke himmlische Genüße verschaffte, und wer von unsern Nachkommen, welchen sie noch gleiche verschaffen werden, wird nicht wünschen, mit ihm selbst genau bekannt zu werden?
Wohl haben schon mehrere etwas zu liefern gesucht, wodurch dieser Wunsch erfüllt werden sollte; es genügte aber selbst die schätzbare Biographie in Schlichtegrolls Nekrolog nicht ganz. Sie sprach nur über Mozarts Jugend ausführlich. Außerdem erschien sie eben so, wie das Interessante, welches Herr Hofrat Rochlitz zu Leipzig und Herr Dr. Reichardt zu Frankfurt a.M. in Zeitschriften, so wie Herr Hofsekretär Gerber zu Sondershausen in seinem Lexikon aus dem ältern Leben mitteilten, unter Anderes gemischt, das nicht alle, die Mozarts Leben kennenzulernen begehrten, mitkaufen konnten und mochten.[7]
Dem laut gewordenen Verlangen nach einer Sammlung jener Lieferungen wurde aber noch nicht entsprochen.
Die öftere Erneuerung dieses Verlangens bestimmte mich, hieran Hand anzulegen, und weder Mühe noch Auslagen zu schonen, um sowohl hier als in Salzburg Berichtigungen und Ergänzungen zu sammeln und mich der besten aus authentischen Quellen geschöpften Materialen zu versichern.
Ich verwandte nun die freien Stunden des Winters dazu, das, was mir glaubwürdige Zeugen bestätigt, oder weiter mitgeteilt, den Freunden Mozarts hier in einem Werke zu übergeben, von dessen Ertrag dem Verewigten, der nicht bloß als ein Raphael in seiner Kunst obenan steht, sondern auch als Mensch nicht minder interessant ist, ein ihm würdiges Monument errichtet werden soll.
Wien, den 21. März 1827.
J.A. Schlosser[8]