I.

A. Auszüge aus den Konversationen Beethovens mit seinem Neffen.

Ich gebe im Nachstehenden einige Auszüge aus den Konversationsbüchern, die den Neffen betreffen. Ich bemerke hierbei, daß ich zurzeit nicht in der Lage bin, die Originale zu vergleichen, und mich an Thayers sorgfältige Abschriften halte. Außerdem bemerke ich, daß das chronologische Moment in diesen Einzeichnungen nur selten zu voller Klarheit gebracht werden kann.

In einem Hefte, auf welches Schindler schreibt »1825 zur Winterszeit«, welches aber dem Inhalte nach im Sommer 1824 in der Zeit nach den Akademien, vielleicht während des kurzen Aufenthaltes in Penzing benutzt worden ist, lesen wir von der Hand des Neffen:


»Die Rede war auch von der Academie; da sagte Enk1 unter andern, wie es ihn ergriffen und er wünschte die Messe ganz zu hören. – – – Wenn der Wagen voll ist, ist es oben nicht sehr angenehm. Ich steige immer mit dem Entschluß ein, kein Wort zu reden, und so sitze ich ganz stumm bei dem Geschwätz.« (Nach Notizen Beethovens über Haushaltsgegenstände kommt u.a. folgendes) – – »Heut hat die Fahrt heraus lang gedauert, weil man durch die Processionen in der Vorstadt gehindert war, zu fahren.2 – – – Ich werde künftig von Hietzing abfahren, da brauch nicht so lang zu warten. – – Enk hütet jetzt das Zimmer seit Freitag. Er ist gefallen und hat sich am Arm beschädigt.« – – – (Nun scheint Beethoven die Studien zur Sprache zu bringen. Karl schreibt:) »Ich thue mein möglichstes. – Die [505] Prüfung muß seyn, wenn ich weiter studiren will, denn sonst verliere ich ein ganzes Jahr; da ich die 2te nicht machen kann, wenn nicht die 1te gemacht ist. – Das geht nicht eher, als bis die 1te gemacht ist. – Ich will ganz aufrichtig seyn. Es ist jetzt zu weit gekommen, um noch zurückzuhalten. Es war gleich Anfangs Mangel an Lust für diese Gegenstände, die mich hinderte die Collegien gehörig zu benützen, und daher kam es auch daß ich manche schwänzte. (Einige Worte durchstrichen). – Ich habe nicht viele ausgelassen und während der Zeit war ich in der Bibliothek; das kann auch Pr. Stein Dir sagen, dem ich es gesagt habe. – Du selbst vermuthest, daß die Prüfung nicht gut ausfallen wird; und leider! auch ich. – Von Anfang noch beginnen? Ich glaube nicht daß ich die Schande ertragen würde, hinter so vielen Andern zu seyn mit denen ich zugleich angefangen habe. Zudem was werden Giannatasio und viele andere dazu sagen? Ich werde der Gegenstand ihrer Spöttereien und leider nicht mit Unrecht seyn. Wie das mir schaden kann, weißt Du selbst. – – – Das ist der vom Griechischen, Bergmann. – Stellst Du mir in diesem Fall die Wahl frey? – Ich will aber ohne Deine Zustimmung nichts werden, und werde, wenn Du willst, auch fortstudiren, oder viel mehr von Neuem anfangen. – Du wirst meine Wahl seltsam fin den, aber ich spreche dennoch frey wie es meine Neigung mir eingibt. Der Stand, den ich wählen möchte, ist auch nicht von den gemeinen. Im Gegentheil, er erfordert auch Studium; nur von anderer Art; und wie ich glaube meiner Neigung angemessen. – Soldat. – In gar keiner Gesellschaft. – Die Ordnung ist gewiß sehr streng. Und Mathematik, Fortificationswissenschaft sind gewiß auch nicht unter den niedrigen.«3– – – – »Fürs 2te Semester mußte ich die beiden Matriculationsscheine haben von den Grammatikalklassen, weil ich sie dem Vicedirektor vorweisen mußte. Sie kosten 1 fl. 30 X. C. M. Die Ausgabe wäre unnöthig gewesen, wenn Giannatasio sie nicht verloren hätte. So mußten sie nochmal geschrieben werden. Als unadeliger habe ich sie so bekommen. Die Herren von bezahlen 5 F. Ich bin meist in Ents Gesellschaft, besonders Abends, wo wir meistens zu Reuling gehen. Und Mittags esse ich in einem Garten auf der Landstraße, den ich Dir neulich gesagt habe und wo man sehr gut ißt. Früh lese ich mit Enk Lateinisch oder Griechisch.4 – – Die Alte sagt, einer von des Kaisers Brüdern sey gestorben, sie weiß aber nicht welcher.5 – Der Mensch aus der Druckerei kommt alle Tage um das Geld, Du brauchtest nur darauf zu schreiben, daß es Duport bezahlen wird.6 – Duport hat es übernommen aber nicht bezahlt. Er hat gemäß dem Contract alle Kosten zu bestreiten versichert. – Du mußt ja das Papier noch haben. Von der Ersten hat er auch die Kosten bestritten bis auf das. – S. [?] hat gesagt, er wolle es bezahlen. Dann hat er aber gesagt, es geht den Duport an; und gab die 20 fl. auf andere Dinge aus.« (Dann ist die Rede vom Essen und von den Dienstboten, [506] von dem »Mädl« und ihrem Ein tritt.) – »Montag kann sie. – Die 14 Tage der andern sind auch Montag aus. – – Sie ist in Penzing. – – Am 10ten Juli ist der Urlaubmonath der Alten aus. – Du mußt ihr dann einige Zeilen an den Verwalter, der ein sehr gefälliger Mensch ist, mitgeben, damit er die Erlaubniß erneuert.« – – »Von 8–10 ist Collegium, dann Correpetition. Um 11 Uhr werde ich täglich zu Hause sein. Früh bis 3/4 auf 8 ebenfalls. Um 1 Uhr gehe ich essen, zum Blumenstock auf der Landstraße. Um 3 bis 5 bin ich an der Universität, dann gehe ich nach Hause, und bleibe bis Abends, wo ich einige Bewegung mache und dann zum Abendessen gehe.7 – Kostet 1 fl. C. M. – Er sagte, Du hast ihm immer gesagt, sich nur nicht stören zu lassen, darum glaubt er Du seist eilig und wolltest Dich nicht aufhalten. – Er scheint so, ist aber nicht trocken, nur äußerst verlegen, wenn er mit Fremden zusammen kommt, wie z.B. neulich mit Stein.«8 – [Hier fehlt etwas im K.B.] – – – »Den Conto vom Buchdrucker muß ich mitnehmen. – Er hat aber auch beim ersten Mahl alle Kosten getragen. Warum also nicht auch das? Es waren doch bei 800 Menschen drin. Die Ankündigung aber kam zu spät, so daß viele gar nichts wußten. Es hätte sollen 2 Tage vorher angekündigt werden. Wenn sie den Freitag im Theater gewesen wäre,9 so wäre das Haus gestopft voll gewesen. Ich schreibe bloß unter die Rechnung: ›Da Herr Duport die sämmtlichen Kosten meiner Akademie übernommen, hat sich Überbringer an diesen zu wenden.‹« – Von dem sonstigen Inhalte des Buches, an welchem auch Bruder Johann beteiligt ist, muß ich hier absehen. Einmal schreibt Karl noch: »Den Enk bringe ich Sonntag mit. – Ich werde ihn schon finden. Soll ich ihn also einladen?« –


In einem andern Konversationshefte, auf welches Schindler einfach schreibt »vom Jahre 1825«, welches aber seinem Inhalt nach gleichfalls ins Jahr 1824 gehört, – der Tod Ludwigs XVIII. wird im Buche erwähnt – nimmt Karl wiederholt das Wort.

Beethoven ist in Baden, wo ihn Karl besucht also im Sommer; er klagt über Unwohlsein. Auf eine Frage, wo er sich aufgehalten, schreibt Karl:


»Bei der Mutter des Niemetz.10 Sie war gestern hier und gesprächsweise lud sie mich ein, weil sie sah daß ich hier so schlecht schlafe und übel auf war, dort kannst Du Dich erkundigen. – Ich hätte es nicht angenommen, aber weil ich nicht ins Wirthshaus gehen wollte und sie mich schon so lang kennt, so ging ich hin. – Sie bat mich eines Buches wegen, das ich noch von ihr hatte.« [Nach Thayer steht dies auf den Blättern, die ans Ende des Buches gehören; dasselbe ist, meint Thayer, falsch geheftet.]

Dann schreibt Karl weiter im Verlaufe des Heftes; »Den Concurs werde ich machen, sobald die Zeit kommt, wo er abgehalten wird. Übrigens werde [507] ich auch in den Studien nicht so viel verloren haben, da die Philosophie von nun an blos 2 Jahr dauern soll, und ich also eben so bald fertig werde, als sonst. –«

Dann ist von Essen, Dienstboten, Wohnungen die Rede; Beethoven scheint wieder auf Karls Studien zu kommen, die ihm sehr am Herzen liegen [nach Thayer ist hier einmal ein Blatt entfernt.] Karl schreibt dann weiter [im Sommer, Beethoven ist noch in Baden, wie der Zusammenhang zeigt] »– – kann ich also thun? – Wenn ich Dir auch wiederhole, daß ich alles thun werde, was in meinen Kräften steht, Dich wieder auf eine andere Meinung zu bringen, so nützt es nichts. Ich kann Dich also nur bitten, kurze Zeit noch Geduld zu haben. Ich hoffe Du wirst da überzeugt werden, daß meine Vorsätze keine bloßen Worte sind, sondern daß ich sie auch ausführen werde. – Ich sehe wohl, daß Du entflammt bist, ich muß es sogar natürlich finden, leider! – Und dennoch habe ich noch Hoffnung, daß Du in einer ruhigeren Stunde anders denken und mich noch nicht ganz aufgeben wirst. Raube mir diese Hoffnung nicht, und drücke mich nicht ganz nieder; ich bin es ohnehin genug. Widme zur völligen Überzeugung nur noch eine kurze Zeit und ich weiß, es wird wieder anders werden. – Ich habe keine Bekanntschaften. – Wenn noch irgend etwas im Rückhalt wäre, heut würde ich Dir es sagen; denn ärger kann es nicht mehr werden, als es heute ist. – Im Sommer habe ich die Zeit nicht so schlecht verwendet als Du glaubst. – Gleich als es entschieden war, daß ich das Jahr wiederholen sollte, war mein Entschluß, den Concurs mitzumachen, und mich dabei auszuzeichnen, welches auch geschehen kann; denn man kann recht wohl mehr leisten, als dort gefordert wird. Und dieß ist auch jetzt mein Vorsatz, und fester als je. Außerdem daß ich mit Enk Griechisch und Lateinisch gelesen,11 war ich oft in der Bibliothek, und werde auch hier noch alles anwenden, um mich auszuzeichnen.«


Das deutet auf heftige Auseinandersetzungen zwischen Onkel und Neffen. Beethoven macht sich ernstliche Sorgen und scheint den Neffen nicht gerade in zarter Weise das fühlen zu lassen. Karl verteidigt sich nachdrücklich; ob immer mit voller Offenheit, können wir nicht entscheiden.

Noch einmal schreibt Karl in einem andern Hefte, im Herbst, etwa im Oktober 1824:12


»Ich habe Dir gesagt, daß ich den Concurs mache; daß ich schon darauf vorbereitet bin. Das kann Enk bezeugen, mit dem ich Griechisch und Lateinisch gelesen habe. Lectionen zu geben, wäre im ersten Jahre der Philosophie, wo die Gegenstände ohnehin so sehr gehäuft sind, nicht möglich. – Übrigens kann ich Dir nichts sagen, was ich nicht schon längst gesagt habe, und [508] Du also schon weißt. – Ich werde in die Collegien gehen, die mir jetzt auch leichter sein werden, da ich auch in der Mathematik besser vorbereitet bin.«


Ob Karl unter dem »Concurs« eine bestimmte Art der Prüfung meint (früher war von einem »1ten« und »2ten« die Rede), vielleicht die, welche den Übergang in den höheren Kurs ermöglicht, kann ich nicht entscheiden. Jedenfalls sehen wir, daß Karl im Herbst 1824 noch Student der Philologie war. –

In einem Konversationshefte, auf welches Schindler schreibt: »Herbst 1824 in Baden«, lesen wir folgende Worte Beethovens (vgl. S. 215):


»Ich bin mit der Wahl dieses deines Freundes [Niemetz] sehr übel zufrieden. Armuth verdient freilich Theilnahme, jedoch nicht ohne Ausnahme dabei. Ich möchte ihm nicht gern Unrecht thun, aber er ist mir ein lästiger Gast, dem es gänzlich an Wohlstand und Anstand fehlt, was doch einigermaßen für wohlgezogene Jüngl. u. Männer gehört. – Uebrigens habe ich ihn in Verdacht daß er es eher mit der Haußh. als mir hält. – Uebrigens liebe ich die Stille; auch der Raum ist hier zu beschränkt für noch mehrere, da ich ja beständig beschäftigt bin, und er für mich gar kein Interesse herbeiziehen kann. – Du bist noch sehr schwachen Karakters.« Darauf antwortet Karl: »Was die Wahl betrifft, so glaube ich daß ein vierjähriger genauer Umgang wohl genügte, einen Menschen von allen Seiten kennen zu lernen, besonders einen Knaben, der sich unmöglich so lange in einer Larve zeigen kann. – Es kann also von Mangel an Ueberzeugung von meiner Seite nicht die Rede sein, blos von den Ursachen, die mich dazu bewogen, und die sind mit einem Worte: die größte Aehnlichkeit des Charakters und der Neigungen. Konnte er Dir nicht gefallen so steht es Dir frei ihn fortzuschicken, doch hat er das nicht verdient, was Du von ihm sagst.« – Beethoven: »Ich finde ihn roh und gemein. Das sind keine Freunde für Dich.« – Karl: »Wenn Du ihn roh findest, irrst Du Dich. Ich wüßte wenigstens nicht, daß er Dir Gelegenheit gegeben hätte, das zu glauben. Auch bin ich nicht willens ihn mit einem andern zu vertauschen, welches gerade ein Zeichen der Charakterschwäche wäre, die Du mir gewiß mit Unrecht vorwirft; denn ich habe von allen Zöglingen bei Blöchlinger keinen gefunden, der mir meinen oft traurigen Aufenthalt da selbst erleichtert hätte als ihn, und ich glaube ihm also wenigstens Dank schuldig zu sein.« Beethoven: »Du bist noch nicht im Stande zu sichten.« Karl: »Es ist wohl unnütz über einen Gegenstand, zumahl über einen Charakter zu streiten, worüber ich meine Ueberzeugung nie aufgeben werde, so lange ich mich selbst nicht für einen schlechten Menschen halten werde; denn ist ja etwas gutes an mir, so besitzt er es gewiß wenigstens in eben so hohem Grade als ich, und es wäre ungerecht ihm zu zürnen wenn Du nicht auch mich für eben so hältst. Für meinen Teil werde ich nicht aufhören, ihn zu lieben, wie ich meinen Bruder lieben könnte, wenn ich einen hätte.« Nach einigen Worten über Äußeres (Essen) kommt Karl darauf zurück, Beethoven scheint wieder davon angefangen zu haben. »Ich glaube das beste Mittel keine Verdrießlichkeiten zu haben ist davon zu schweigen. – Ich habe ihn Dir nie aufgedrungen. Ich habe nicht gehofft, daß ich mit Vorwürfen würde [509] empfangen werden über etwas worüber ich mich deutlich genug erklärt habe. Wenn er Dir nicht gefallen hat, so hättest Du ihn gleich fortschicken können. Almosen zu betteln ist er zu stolz und braucht es auch nicht, er wird Dir also nicht mehr zur Last fallen. – Du brauchst ja nicht zu streiten. Wenn Du davon schweigst, so wird davon keine Rede mehr sein. – Ich habe nichts zu überlegen. – Nur müßte ich lügen (und das will ich nicht) wenn ich gestehen wollte, daß ich aufhören werde den Niemetz zu lieben. Ich kenne ihn 4 Jahr, u. also so gut wie mich selbst, und wenn er Fehler hat, so sind die gewiß was seine übrigen Eigenschaften verdunkelt. – Ich sehe nicht ein wie ein Verdruß vorfallen könnte. Ich werde ihn Dir nicht mehr bringen, und wir können ja ganz davon schweigen. Wenn Du glaubst, daß er so schlecht ist, so wird ja die Zeit mich dasselbe auch bemerken lassen. – In ein Gerede werde ich Dich nicht bringen, denn Du sollst ihn nicht mehr sehen, und ich werde kein Wort mehr von ihm sagen. Uebrigens müßte ich doch gar zu sklavisch sein, wenn ich lügen wollte, daß sein Charakter schlecht und seine Kenntnisse zu verachten wären.« – – – –


Man blickt hier in ernstliche Differenzen und erkennt, daß Beethovens Autorität über seinen Neffen sehr erschüttert war. Das wundert uns nicht; seine Art, den beinahe erwachsenen jungen Menschen fast wie ein Kind zu behandeln, mußte zu solchen Explosionen führen, deren es gewiß noch manche gegeben hat.

1825 im März schreibt Karl:


»Ich habe Dich fragen wollen, ob es Dir vielleicht nicht unangenehm wäre, wenn ich heut in die Italienische Oper ginge, weil es die letzte Oper ist.13 Wenn ich gestern gewußt hätte, wäre ich zu Hause geblieben, um nicht 2 Tage nach einander ins Theater zu gehen. Indeß versäume ich ja ohnehin nichts, und wenn ich einmal ins Polytechnische Institut gehe, so wird es ohnedieß sehr selten seyn können. Wenn es Dir aber nicht recht ist, so lassen wirs. Sonst gehe ich in den 4ten Stock wo es 30 X kostet.«


Damals stand also der demnächstige Übergang ins polytechnische Institut fest. Bald nachher (in demselben Hefte) schreibt Karl wieder:


»– Du weißt, daß ich mich nicht widersetzen würde, wenn Du durchaus wolltest daß ich fortstudiren soll; aber ich glaube doch, daß ich dort weit besser fortkommen werde, da ich doch einmal die Luft verloren habe. Übrigens werde ich nie mein Griechisch vergessen, sondern immer fleißig fortfahren, um so mehr, da ich so weit darin bin, daß es mir nicht mehr Anstrengung, sondern Vergnügen macht, darin zu lesen. Peters, mit dem ich ausführlich darüber gesprochen und so wie Dir die Gründe sagte, warum ich nicht mehr zu studiren wünschte, hat sie gebilligt, und glaubt ich werde dort sehr gut fortkommen.« – Gleich darauf erzählt er, daß Montag Hensler zuerst im Kärnthnerthor spiele. Das war am 4. April.


[510] Um dieselbe Zeit (März 1825), jedenfalls nach der ersten Aufführung des Es-Dur-Quartetts, finden sich folgende Einzeichnungen:


Johann: »Der Peters [der auch vorher einmal erwähnt war] wird wohl heute dagewesen sein, allein es sind noch die Prüfungen wo man schwer mit dem Director reden kann. – Diese Woche ist das letzte Theater, wenn Du es erlaubst so will ich den Karl heut mit im [in die] Burg nehmen.« – Karl: »– Ich habe nur Griechisch geschrieben. – Der Schritt, der nun geschieht ist einmal beschlossen, und von Dir gebilligt worden. – Ich kann nun nichts thun als mich so gut als möglich zu dem Stande, den ich letzt ergreife, vorzubereiten. –«


Kurz nachher, in einem neuen Heft (in der Zeit des Anfangs von Beethovens Krankheit) sagt Karl wieder:


»Ich möchte heute, wenn es Dir recht wäre, ins Theater gehn, weil ein neues Stück von Baron Zedlitz gegeben wird, welches sehr hübsch sein soll. Auch versäume ich nichts, da ich morgen weniger zu thun habe – in der Burg.« – Es wird in dem Hefte ein Konzert der Sontag erwähnt, welches am 17. April war. Bald darauf fragt der Arzt Dr. Braunhofer: »Wo ist Ihr Neffe den ganzen Tag? In Wien ist ein junger Mensch übel daran ohne eine Aufsicht. – Wie viel Uhr kommt Abends Ihr Neffe? – Ich werde Morgen oder noch heute Abend kommen, da wünschte ich daß Ihr Neffe hier wäre, weil ich Ihnen etwas verordnen will, was in einer bestimmten Apotheke geholt werden muß. Heute nach 8 Uhr.« – Weiterhin, nachdem von einem Hause die Rede war, wo er Besuch gemacht (»Du weißt ohnehin, wohin ich gehe«), versichert Karl wieder: »Es ist mein ernstlicher Vorsatz, auf dem Wege den wir nun gewählt haben, mit Eifer fortzugehen; auch sehe ich, daß die Gegenstände gar nicht so unangenehm sind. Einige davon, z.B. die Geschichte und die Mathematik, insofern sie in die Kaufmannschaft eingreifen, werden gewiß so gut, wo auch nicht besser gegeben, als an der Universität. Es wird also ohne Zweifel gut gehen. Nur möchte ich doch das Griechische und Latein nicht verlieren, daher ich zu dem Grie chen [?] gehe, der auch schon gekommen wäre, wenn er nicht jetzt sehr beschäftigt wäre, da er Nachprüfungen macht.« Er steht also unmittelbar vor dem Eintritt ins polytechnische Institut.


In einem Hefte »Zum Frühling 1825« (Schindler), zur Zeit der Verhandlungen über den Eintritt ins Institut, doch vor der Übersiedelung nach Baden, April bis Anfang Mai, schreibt Karl:


»Daß ich es ergreifen will, habe ich gesagt: da aber der Curs mitten im Jahr ist, so kann ich nicht eher etwas lernen, bis ich ganz dort bin und die Correpetition habe. – Ich habe ohnehin nichts lernen können, versäume auch nichts, da ich erst den Correpetitor brauche. – Er ist gesprungen. – Das muß ich wissen, weil der Bruder beym Vicedirektor war, um die Sache zu besorgen. – Sobald ich dort eintrete, wird der Correpetitor auch kommen, ohne den es nicht geht. – Der Curs am polyt. Inst. ist jetzt nicht im Anfange, daher es mir unmöglich gewesen wäre, mit den Anderen die Collegien zu hören, da [511] ich den Anfang nicht wußte. Eben deßwegen wurde bei Reißer ausgemacht, daß er einen Correpetitor für mich nehme, der den Anfang mit mir durchgeht, bis ich im Stande bin das Übrige zu fassen. Der kommt aber erst, wenn ich dort eingetreten bin. Ich hätte Dir das auch nicht verheimlicht, weil ich nicht gedacht hätte, Du würdest verdrießlich darüber seyn, daß ich die Collegien nicht gleich hören kann. Ich nahm mir daher vor, diese noch übrigen Tage theils zum Englischen, Französischen und Italienischen, wel che ich sehr nöthig brauche, und wozu mir dann vielleicht wenig Zeit bleiben wird – theils zum lesen im Lateinischen und Griechischen zu benützen welches ich auch gethan habe, – ich bin fleißig in der Bibliothek gewesen, wo ich alle Hilfsquellen finde. – Du mußt darum nicht glauben, daß es in der Folge schlecht gehen wird, wenn ich wirklich die Collegien frequentire, auch bleibe ich dabey, und werde mir alle Mühe geben, um so mehr, da ich in kurzer Zeit schon in einem Comptoir gut angestellt sein kann. – Lippert. – Der Bruder weiß die Wohnung. Ich war noch nicht selbst dort, bloß bei Reißer wo es ausgemacht wurde. Auch ist er Nachmittag nicht zu Hause, wo er Geschäfte hat. Ich glaube er ist Beamter. – Der Dr. Reißer hat es mit den Andern schon abgemacht. – Wenn es Dir recht ist, möchte ich jetzt, da es ohnehin heut nichts mit dem Bruder ist, noch in die Bibliothek gehen; ich lese im Griechischen, wozu ich den Nachmittag immer verwendete, welches gut ist, weil man die besten Hülfsbücher bekommt. – Vormittags lese ich Lateinische Classiker.«

(Hier schreibt sich Beethoven u.a. auf: »Mein Arzt half mir, denn ich konnte keine Noten mehr schreiben, nun aber schreibe ich Nothen, die mir aus den Nöthen helfen.« Und darauf Johann: »Ich habe den Karl um 8 Uhr erwartet – um mit ihm zu den Kostherrn zu gehen. – Die Hitze ist sehr groß und schwächt, daher ist es gut wenn du bald nach Baden kommst.« Also gleich nach der Krankheit und kurz vor der Übersiedelung nach Baden.)

Wieder Karl: »Das ist nicht der Lippert, von dem ich Dir gestern sagte. Reißer hat einen andern Ort vorgezo gen. – Der Beamte heißt Schlemmer.« Äußeres übergehe ich. Auch Breuning besucht ihn; der fragt u.a.: »Wie macht sich der junge Mann? Zu welchem Fache? Heut zu Tage immer beschränkter. – Alles läuft heut dem Militär zu, denn die Jugend will sich nicht unterrichten. – Gehst du allein nach Baden. – – – Du gehst Morgen fort? Wenn Du in die Stadt einmal kommst, besuche mich.« Die Unterhaltung war also etwa am 3. Mai (s. S. 195 ff.). In denselben Tagen war auch Rellstabs letzter Besuch.

Johann sagt noch einmal: »Ich hab noch gar nichts accordirt sondern der Direktor Reißer hat mir gesagt, es würde das Jahr 600 bis 800 f. kommen für alles zusammen.« Dann sagt er weiter: »Ich muß um 1/24 Uhr bey ihm seyn, und bis dahin geh ich auch. Er braucht nicht dabey zu seyn, nur sollst Du mir in einigen Zeilen schreiben, daß Du ihn hiermit zum Mitvormund nimmst, da ich dir von ihm schon seine mündliche Zusage erhalten habe dazu14. – Damit er mit großer Gewalt und in jeder Hinsicht auf alles Acht gibt[512] und ihn leidet [leitet], welches wohl nöthig ist. – Bei diesem Mann nie. – Aber deswegen ist es jetzt gut, daß man durch diese Witzigung Vorsichtsmaßregeln ergreift. – Jetzt geh ich zu Dr. Reißer, um 4 Uhr hole ich Dich ab zum Spatziren fahren. – – – Bey diesem Beamten sind auch 2 junge Leute, die der Cardinal Rudolph auf seine Kosten im Polytechnischen Institut studiren läßt, und für diese wird auch nicht mehr als 609 f. [ge]zahlt.« Noch einmal Karl, in einer längeren Aussprache: »Nicht eher als ich ganz eintrete. – Das Zimmer ist bereit; und alles mit Reißer abgemacht worden. Das geschieht ohnehin.« Am Schlusse des Heftes sagt er noch einmal: »Wenn ich nur fortkommen will, so versteht es sich wohl von selbst, daß ich fleißig seyn muß, welches auch geschehen wird. Übrigens habe ich gegen die Wahl des Mitvormundes gar nichts einzuwenden. – Ich mach mir nicht viel draus. – Ich werde dort auch bloß Wasser bekommen, welches auch gut ist. – – – Freytag konnte ich eintreten.«


In einem etwas späteren Hefte, jedoch noch aus dem Juli (»Sommer 1825 in Baden«, Schindler) kommt Karl nur vereinzelt und zufällig vor. Da sagt Holz unter anderm:


»Wenn Carl spät aufsteht, so muß er freylich mit dem Wagen fahren, der 2 f. auch 3 kostet.« – Und später: »Ich war bei Carl Samstag Abends, er war wieder nicht zu Hause. 1/26.« – – Folgende Bemerkungen beziehen sich wohl auch auf Karl: »Er geht oft ins Theater15. – Die Leute im Hause. – Es wäre besser, er ginge ins Burgtheater, als in die Josephstadt.« Karl selbst sagt einmal: »Der Monat v. d. Correpetitor war am 14ten aus16. Der muß auch bezahlt werden. – Mit 600 fl. C. M.« Vorher notiert er: »30. July.« Ob aber daraus etwas für die Chronologie zu folgern ist, lasse ich dahingestellt.


In den ersten Badener Tagen (Schindler auf dem Heft: »Jahr 1825 in Baden«) schreibt Beethoven sich auf:


»Der Karl sehr bleich eingefallen seh ich. – An dem Bluten mag die kühle Gebirgsluft wohl Schuld seyn.«17 – Etwas nachher schreibt Karl, da von Gelegenheiten zu fahren die Rede ist: »Ich muß nach 8 Uhr schon in Wien seyn, weil ich erst nach Hause gehen muß, um alles Nöthige zum Collegium abzuholen«


und spricht dann von Anschaffungen und Preisen. Dann scheint Beethoven mit Karl in Wien zu sein; es handelt sich anscheinend um Wohnungen.18 Dann sagt Karl:


[513] »Ganz fertig zu werden ist heute überhaupt nicht möglich, wenn ich noch einiges mit Dir zu verrichten habe. Ich werde aber einiges mitnehmen, weil wir sehr überhäuft sind und Sonntags alles schreiben müssen, was die ganze Woche hindurch vorgetragen wurde. – Es ist mir freilich lieb, daß ich noch heute mit Dir hinaus fahren soll, nur ist es fast nicht möglich, draußen viel zu thun, weil es zu viel Umstände macht, alle die Bücher und Schriften, die ich brauchte, mitzunehmen; da ich übrigens wegen der Wohnung mitgehen muß, so bleibt mir zu wenig Zeit. – Ich glaube also, daß ich gegen 12 Uhr Dich wo treffen, und mit Dir die Wohnung und sonstige Gänge machen sollte, und mit Dir essen. Aber erst Morgen hinauskommen, damit ich den Abend für mich hätte, wo ich denn [das] meiste machen kann; denn Du glaubst nicht, wieviel es zu schreiben gibt und zu studiren, um den Wünschen der Professoren und vorzüglich des Reißer19 zu genügen, der ohnehin mich sehr aufmerksam beobachtet. – Uebermorgen früh könnte ich dann herein und morgen den ganzen Tag bei Dir seyn. – Das Arbeiten geht nicht so schnell, als man glauben könnte. Es sind der Gegenstände zu viele, die alle gut begriffen und studirt werden müssen. Täglich 5, und 2 mal die Woche 6 Stunden bringe ich im Collegium allein zu. Am Schlusse eines jeden Tages läßt sich nichts weiter thun als jeden Gegenstand nachlesen, und die Aufgaben für den folgenden Tag machen. Gestern waren 6 verschiedene Gegenstände, worüber ich also Abends genug zu thun hätte. Der Samstag ist dazu bestimmt, dasjenige was man sich aus den Vorlesungen nur ausmerken kann, und das Dictirte rein zu schreiben, und das geht sehr langsam. Ich habe heute zuerst die Geschichte vorgenommen, die insofern vorgetragen wird, als sie auf den Handel Einfluß hat. – Ich habe mit Fleiß das mitgenommen, was ich in der Zeit, während ich jetzt allein war, schrieb, damit Du siehst, wie langsam das geht, denn ich muß die Karte und ein Lehrbuch der Geographie bey der Hand haben, und alles örtliche gleich aussuchen und nachlesen. – Für mich sind die Gegenstände, die da vorkommen, sehr interessant; auch sind die meisten Professoren sehr geschickt; z.B. das Handels- und Wechselrecht hat der Dr. Sonnleithner, der viel Rücksicht auf mich nimmt, weil er Dich sehr gut kennt. – Dem Reißer sollst Du doch die Messe geben zum Copiren. Daß sie in keines Menschen Hände kommt, davon kannst Du überzeugt seyn; und es ist sehr gut, daß wir uns den Mann verbindlich machen; denn er kann in der Folge sehr viel thun. – Reißer erinnerte mich noch gestern daran, mit dem Beisatz, der Hr. Bruder habe es ihm als gewiß versprochen. Von der Ausführung hat er mir nichts ge sagt. Er wünscht sie bloß für sich zu besitzen, und da bist Du ganz sicher, daß sie niemand bekommt. Es ist ihm eine größere Ehre, sagte er, als wenn Du ihm sonst wer weiß was geben wolltest. Er will sich die Auslagen sehr gern gefallen lassen. – Ich bin diese Woche so beschäftigt gewesen, daß ich nicht so weit gehen konnte, auch war das Wetter sehr schlecht.« – Dann folgen kurze Zahlenangaben.


[514] Nicht lange nachher – es mögen einige Tage dazwischen liegen – schreibt Karl wieder:


»Ich habe Dir schon neulich gesagt, wie jetzt die Beschäftigungen beschaffen sind, denen ich mich unterziehen muß. Ich habe nicht allein die Gegenstände die im Institute vorgetragen werden, sondern auch die, die im vorigen Curs vorgetragen worden sind, nachzustudiren, und muß dazu viel Zeit verwenden, sonst ists nicht möglich, daß ich fortkomme, und das Ende ist wieder schlecht. Ich weiß daß Niemand so viel als Dir daran liegt, daß ich in möglichst kurzer Zeit fähig werde zu bestehen; dazu gehört aber auch Zeit und Ruhe. Es ist nicht, wie Du glaubst, so leicht, daß ich hier studire. Ich brauche so vielerley zu den verschiedenen Gegenständen, was ich nicht alles mitnehmen kann. Auch ist es hier noch viel zu kalt, um mehrere Stunden lang zu schreiben, wie es bey mir seyn muß. Ich bin darum gestern nicht gekommen, und habe selbst den Leuten gesagt, daß ich heute hinausfahren werde. – Wöchentlich 1 Mahl, wo ich immer herauskommen könnte. Es kann immer mit der Kalesche geschehen. Er fährt alle Sonntage hin und heraus. Früh heraus, Abends hin. Dienstag und Freytag, fangen die Schulen schon um 8 Uhr an. – Waarenkund[e]. – Wir haben den Platz bestellt. – Ich bin ihm, sowie den anderen Professoren vorgestellt worden von Reißer und da war ihm der Nahme auffallend, und er sagte, ich solle Dich von ihm grüßen, da er Dich schon seit vielen Jahren kenne. – Ein alter Mann. Er ist schon 25 Jahre Professor. – Das Buch des Wechselrecht ist von ihm.20 – Ich habe 1 mal mit ihm gesprochen. – – – Guter Vortrag. – Er hat bloß die Geographie und Geschichte. Er scheint mir kein großer Geist aber ein tüchtiger Schulmann. – Er ist blos an der untern Schule am meisten beschäftigt. – Sonnleithner spricht sehr frei über die Regierung aber fast immer verblümt. – – – Reißer. – Er möchte es sehr. Für die Copiatur wird er schon sorgen, bei sich im Zimmer.« – – – Es folgen allerlei Notizen Beethovens, z.B. über Wohnungen, dann die Notizen zum A-moll-Quartett, und die Überschrift zur »Dankhimne«. Unter diesen Notizen heißt es einmal »dem Bruder«, dazu Mitteilung von einer Anzeige, daß jemand eine Apotheke zu kaufen suche. Dann sagt Karl wieder: »dem Herrn Bruder müssen wir doch einmal schreiben. – Ich muß mit dem Zeiselwagen fahren. Die Calesche fährt nicht. – – Ich kann nicht. – Architectur. Hydraulik. – Die Vortheile sind immer größer, als wenn ich beym Studiren geblieben wäre. – Die Geistige[n] brauchen auch nicht vernachlässigt zu werden.21 – Als Buchhalter wenigstens 1000 fl. C. M. – Als Professor hätte ich das nicht gehabt. – Das ist auch nur der Anfang. – Ein Buchhalter bei Arnstein z.B. hat 3–4000 fl. C. M.« – [Unter Beethovens Notizen begegnet hier schon das Schwarzspanierhaus; es folgt eine Einzeich nung von Dr. Bach – »Sind Sie schon in Baaden«, ein Beweis, daß Beethoven einmal wieder in Wien war, dann eine Notiz eines Fremden über Würfel und der Besuch Reichardts.]


[515] In einem Heft »vom Jahre 1825« (Schindler), nach den sonstigen Andeutungen etwa aus dem Juni, schreibt Karl, nach einer unleserlichen Stelle:


– – »erwähne ich gar nicht. Ich sehe aber gar nicht ein, warum, da die Sache einmal so eingeleitet ist, ich nicht bei Dir bleiben kann, und glaube, daß das das beste von allem wäre. Was jetzt geschah würde nicht mehr geschehen;22 die Sache bleibt verschwiegen, ich suche das versäumte nachzuholen, und es geht gut. – Meine jetzige Lage macht Dir Sorge, und doch ist es unnöthig. Enk, wenn er auch beschäftigt ist, gibt doch Acht auf mich, liest auch mit mir, löst mir Zweifel, die mir aufstoßen; überdieß bin ich immer zu rechter Zeit zu Hause, wenn nicht Gänge, wie neulich, oder unvorhergesehene Umstände eintreten. Ich mache noch durchaus mit, bereite mich dadurch also besser für den Winter vor; und bringe die Vacanz bei Dir zu;23 ich mache die Lehrprüfung, nehme zur Uebung auch etwa Lectionen; und so sind Kosten gespart, und wir brauchen uns nicht wieder zu trennen, was ohnehin in den Augen der Welt schon genügend sein würde das schlimmste zu denken. – – – Auf der Landstraße in einem Garten, zum Blumenstock« (vielleicht auf eine Frage, wo er esse). »Einen Monath hat sie Verlängerung des Urlaubs erhalten. Nur am 25sten muß sie drin seyn, weil Tafel ist. – Am Annatag.24 – – Sonntag zum ersten Mahl. – Es waren immerfort die Correpetitionen. – –Wenn Du in Baden bist, werde ich schon Erlaubniß haben. – Die Messe muß ich hören. Von der Exhortation kann ich wegbleiben. Ich gehe also früh in die Kirche und von da an die Wien. – Weil ich auch Sonntags Abends schon wieder herein muß. – Es fährt so früh kein Wagen, Erst um 7 Uhr.« – Dann wird von Wohnungen gesprochen, Beethoven scheint eine andere Wohnung für Karl zu wünschen wegen möglicher Krankheit und der Pflege. Karl sucht ihn zu beruhigen, er habe dieselbe Pflege wie bei Blöchlinger. »Und auch Enk würde bei mir bleiben, und das seinige beitragen.« In einer weiteren Unterhaltung25 scheint wieder von dem Freunde Enk die Rede zu sein. Karl: »Er sagte, daß Du ihm geschrieben habest; was, sagte er nicht«. (Enk scheint zu ihm gekommen zu sein. Die Worte Beethovens »ce qu'il a parlé celui«, worauf Karl antwortet: »Er hat vom Wetter angefangen. Ein gewöhnlicher Anfang wenn man Gespräch sucht. – Er hofft im Zimmer mehr sprechen zu können«, deute ich auch auf ihn.) – Nun entschuldigt er sich, daß er vorgestern durch Umstände verhindert wurde nach Hause zu kommen. Heut früh las er auch wieder mit mir im Sophocles. – Stunden brauche ich nicht von ihm. Mit den Collegien soll er nachsehen, wann er will; daß ich gehe, weiß er ohnehin, weil ich mit ihm über die vorgetragenen Gegenstände spreche, und er mir Zweifel die allenfalls stattfinden auflöst. – Ich mußte gestern [516] das Schulgeld für das zweite Semester bezahlen worüber ich die Quittung habe. Nun habe ich noch 4 fl. für den Zeiselwagen am Sonntag. Ich werde auch das Übrige verrech nen. – – Nur die Englische Stunde ist von 12 bis 1 Montag, Mittwoch und Freytag.

Dann sagt er noch einmal »Die Waarenkunde faßt alles in sich: Wein, Tücher, Wolle, Leder, Leinwand, Zobelfelle, Biberfelle etc., Porzelan, Steingutetc. –Betrogen wird man nicht mehr. – Der Professor der Waarenkunde war Kaufmannsdiener. – So gut ich sie hier studiren könnte, kann ich sie aus philosophischen Büchern auch lernen. – Ich kenne auch schon viele die sie hier studiert haben und die doch sehr alltäglich dabey sind. – Ich habe keine Zeit. –«


Dann erscheint der Arzt Dr. Braunhofer einmal. Daraus und aus anderen Andeutungen geht hervor daß Beethoven vorübergehend von Baden aus in Wien war.

Darauf sagt Schindler:


»Karl ist etwas entfernt von den Collegien. – Mich freut es mehr als alles, daß Sie nur schon so weit hergestellt sind, denn es war mir schon sehr bange. – Gehen Sie heute nach Baden? – Bis das andere Monath bin ich so frey, Sie zu besuchen, dieser Monat ist zu viel – [?]. Ich wohne in der Josephstadt, KaisergasseNo. 30 gleich das 4te Haus vom Glacis. – Wenn ich Ihnen mit meiner geringen Wenigkeit auf welche Art immer dienen [kann], so wissen Sie ja, ist gewiß keiner auf dieser Welt, der so ganz für Sie lebtals ich, dieß schwöre ich zu Gott.«


Dann besucht ihn der Bruder und lädt ihn u.a. wieder ein, mit auf sein Gut zu gehen. Darauf fehlt etwas im Buche. In den letzten Aufzeichnungen notiert sich Beethoven u.a. »Am 8ten Juni nach Majanz geschrieben«. Das kann nur im allgemeinen die Zeit andeuten, in welcher diese Unterhaltungen geführt wurden.


In einer vielleicht etwas später geführten Unterhaltung – Schindler notiert auf das Heft: »Herbst 1825 in Baden«, doch fällt die Unterhaltung wohl etwas früher – schreibt Schindler:


»Er ist wirklich nicht zu verdenken, denn so ist es. Besser hat er gewählt, als Student – was für Aussichten für einen Juristen? gar keine! – Es freut mich ganz außerordentlich, daß Sie die Gründe seiner Wahl selbst einsehen. – Nächsten 1. Juli26 fangen wir wieder in der Stadt an. – Blos den Monath Juli, weil das Burgtheater Ferien hat, daher kein Theater in der Stadt wäre (Hensler).« Die Anfangsworte sind wohl sicher auf den Neffen zu beziehen. Beethoven notiert sich, daß man vom 15. Juli bis letzten [517] September auf die Wiener Zeitung abonnieren könne. Also vor dem 15. Juli. Karl belehrt über Demosthenes und Cicero (Epigramm). Von einer Magd ist die Rede, die nicht über den 7. Juli bleiben will. So ist die Zeit ziemlich umgrenzt.

Unter Karls Berechnungen: »Dr. Menzer Vorschriften 2ter Theil, worin bloß Englische Schriftnoten enthalten sind, weil ich das erste Heft schon ziemlich inne habe – – fl. 5.«27 Dann fügt er der Notiz über den Besuch des Burgtheaters hinzu: »Geschah jedoch ohne Nachtheil für meine Studien.«


Während des Badener Aufenthaltes, speziell während der Vorbereitungen einer ersten Darstellung des A-Moll-Quartetts, worüber ihm Holz berichtet, also zu Anfang September 182528 – zu einer Zeit, da sich Beethoven viel Sorgen um den Neffen macht – schreibt ihm Holz folgendes auf:


»Bei Karl war ich Sonntag, um Ihr Billet ihm zu geben; es war Abends, und ich erfuhr von der Magd, er sey früh Morgens ausgegangen, und nicht einmahl zum Speisen nach Hause gekommen. – Ich habe den Plan, ihn näher an mich anzuschließen; ich möchte ihn gerne für mich gewinnen; vielleicht lerne ich ihn und seine Lebensweise um so leichter kennen; – dann werde ich ihm freundschaftlich abrathen. – Ich habe ihn versucht, mit mir in ein Bierhaus zu gehen, weil ich sehen [wollte], ob er viel trinke; das scheint aber nicht der Fall zu seyn. Jetzt werde ich (ihn) einmal zum Billardspielen auffordern; da werde ich gleich sehen, ob ers schon lange geübt hat. – – – Was kannn es ihm schaden, wenn er von der Alservorstadt durch die Stadt geht. – Was wollen andere junge Leute machen? – Ich glaube daß Sie ihm für seine Bemühungen und ausgestandenen Strapazen eher zu Zeiten etwas geben sollten – nur kein Geld. – Ich sagte ihm auch, er soll nicht so oft in die Josephstadt gehen. – Er meint weil es nichts kostet. – Ich sagte, sein Onkel würde ihm lieber das Geld geben, wenn [er] monatlich ein paarmal in der Burg classische Stücke anhörte. – Ich sagte ihm auch, daß ich hierüber mit Ihnen sprechen werde; das wollte er nicht. – Die Geldsucht hat er von Ihrem Bruder. – Es gehört zur wesentlichen Bildung. – Wenn er das Geld nicht einsteckt. – Ich werde oft mich erkundigen beim Reißer! – Ich weiß das Haus nicht. – Ich stehe immer früh auf. – Sie brauchen auch immer jemanden, der um Sie ist. – Es frägt sich auch, ob die Lehrstunden nicht so eingetheilt sind, daß er den Weg bequem machen kann. – Vielleicht hat er Nachmittag nichts dort zu thun. – Ich werde mit Reißer sprechen, ob er für Nachmittag dispensirt werden kann, wenn er einen Correpetitor hat. – 1/2 Stunde weit... – Andere Studenten haben das glückliche Loos nicht zur Hälfte als er hat. – Die müssen Lectionen geben und von einer Vorstadt in die andere laufen und doch mit ihrem Studium zurecht kommen. – Wenn gar schlechtes Wetter ist. – Warum kommt er heute nicht? – Da heißt es den Zaum anlegen.«


[518] In einem Hefte »vom Jahre 1825 in Baden« (Schindler; Thayer meint aus dem August) schreibt der Bruder Johann:


»Im Winter will ich ihn zu mir nehmen wenn es Dir recht ist, und da soll es Dich nichts kosten«. Dazu hat Schindler bemerkt: »Den Neffen nämlich.« Wenn das richtig ist, dann war Beethoven sicher nicht einverstanden. Es war die Zeit der unklaren Pläne Karls, wobei man auch Johann im Verdacht einer Mithilfe hatte. Dann erzählt Karl: »Reißer sagt, ich brauche jetzt keine Prüfung zu machen. Ich soll nur so lang ich den Correpetitor habe mich recht befleißen um die Calligraphie, Handelsrechnung und Handelswissenschaft zu lernen. Nebstbei muß ich aber die Collegien alle frequentiren. – Das dauert vielleicht ein paar Tage.« [dies gehört wohl nicht zum Vorhergehenden] –


In dem Buche ist von großer Hitze die Rede, dann von dem Aufsatze in der Cäcilia über Haslinger (s. den Brief an den Neffen Nr. 21) und eine Frage Beethovens, ob Fürst Radziwill in Berlin sei. Dieselbe Frage erwähnt er in dem Briefe an den Neffen Nr. 18 vom 15. Juli. In die Zeit vom Juli-August mag also dieses Heft gehören. Im August schrieb er das kurze Erinnerungsblatt für de Boer (Nohl N. Br. 290), von dessen Besuch, wenn es wie ich annehme derselbe ist, auch in diesem Konversationsbuche die Rede ist (vgl. S. 225 f.).

Bei dem Zusammensein nach dem A-Moll-Quartett (September 1825) (vgl. S. 243 ff.) sagt jemand:


»Das Wohl Ihres Neffen. Ich hoffe, ich werde etwas beytragen, daß er bald ins Eskelessche Comptoir komme. Fräulein Eskeles wird schon dafür sorgen. – Es ist ein liebes gutes Mädchen (usw.).«


Bald nachher schreibt Holz, daß Schlesinger das Manuskript nicht bekommen dürfe (vgl. S. 250):


»Das wird einst ein Capital für Carl. – Man kann ihm nicht gram sein, selbst wenn man von seinem Leichtsinn überzeugt ist. – Wenn die Haushälterin kommt, wird alles besser gehen, da Carl auch bei Ihnen bleibt. – Ich weiß was das ist, in schlechte Gesellschaft gerathen; mir ist es einmahl so gegangen, und mit Mühe habe ich mich aus dem Schlamm gewunden. – Er ist nicht ohne Kopf. – Ich wünsche daß Sie mich erst kennen lernen. – Die gewaltsam gebogene Gerte springt leicht wieder in die Höhe. –«

Und weiter Karl: »Sie [Fräulein Eskeles] sprach über die Schönheiten des Quartetts, und sagte, sie spiele am liebsten Deine Musik. – Auch wollte sie ihrem Vater sagen, daß ich die Handlung ergriffen habe und versprach mir sogar in seinem Hause einen Platz zu verschaffen wenn ich dazu geneigt sey. Auch Schlesinger sprach hierüber mit mir und sagte, er könne viel dabey thun, da er sehr gut mit dem Hause bekannt sey. – Schlesinger meinte auch, ich würde gleich Anfangs auch in pecuniärer Hinsicht bei Eskeles sehr gut versorgt seyn.«


[519] Schlesinger schreibt kurz vor seiner Abreise:


»Wir sehen den Eskeles bestimmt um 12 Uhr. – Ich kann leider Ihren gütigen Antrag nicht annehmen, da ich beim Baron Arnstein speise, wo der Baron Eskeles ist, mit dem ich gerne von Ihrem Neffen reden möchte, den ich Morgen zu ihm führe.«


Gleich darauf äußert Karl:


»Hr. Schlesinger hat meinetwegen mit dem B. Eskeles gesprochen; der verspricht, mich entweder selbst zu sich ins Comptoir zu nehmen, oder, da er jetzt nicht viel zu thun hat, mich in ein anderes zu bringen; doch will er mich sehen, und mit mir sprechen, um mich kennen zu lernen; Hr. v. Schl. will doch so gut seyn, mich hinzuführen; das muß aber gleich geschehen, so lange er noch Zeit hat, und wünscht dabei, daß ich morgen hinein komme, um mich gleich beim Baron Eskeles aufzuführen.« – Etwas später: »Die Fräulein Eskeles hat mir damahls versprochen, es ihrem Vater zu sagen; und hat es auch schon gethan. – – – Der Buchhalter hat sehr viel. – Der Corespondent (bloß in deutscher Sprache) hat bei Eskeles 1500 fl. – C. M. 1500 f. – – Was bekommt man denn, bevor man Professor ist? – Den werde ich auch nicht haben. – Der Kaufmann pensionirt sich selbst. – Er gehört nicht unter die höchste Klasse. – Das dauert nur das Jahr; und da ists gut, weil er doch mehr Rücksicht nimmt. – Von Deiner Vormundschaft verlange ich nicht dispensirt zu werden, so lange Du lebst.« – – »Als wir gestern von Eskeles weggingen, fragte mich Schlesinger, ob ich denn durchaus Luft hätte in eine Wechselstube zu kommen; ich sagte, ich würde auch gern in eine Großhandlung kommen, wo es in vieler Rücksicht noch besser ist, weil man da doch eher zur Selbständigkeit gelangen kann. Er sagt darauf, das sey ganz wahr, in einem Comptoir sey man immer gewissermaßen untergeordnet, weil es ungeheure Summen braucht um selbst eine Wechselstube zu errichten. – Er sagte hierauf, er begreife nicht, warum ich nicht Kunsthändler würde, nicht hier, sondern in London, wo es bey dem Enthusiasmus der Engländer nicht fehlen könne, daß ich nicht der erste Kunsthändler würde; ich sagte, Du habest, wie es auch wahr ist, immer eine so große Abneigung gegen einen solchen Plan, den der Bruder einmahl vorgelegt, gezeigt, daß davon weiter keine Rede war. Darauf sagte er: Wenn Ihr Hr. Onkel seine Einwilligung geben könnte, u. Sie nicht abgeneigt wären, würde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Sie nach Ablauf der nöthigen Zeit, nach Paris zu nehmen, wo Sie bei mir sich alle nöthigen Kenntnisse leicht erwerben, und in der Folge sehr bald sich selbst etabliren könnten, da dazu nur eine kleine Summe hinreichend ist. – Ich sage Dir dies nur deshalb, damit Du siehst, wie sich alles freut, Deinetwegen auch für mich alles mögliche zu thun; es ist mir besonders aufgefallen, daß ein Verleger selbst mir den Antrag that, da er doch dadurch in der Folge geschmälert werden könnte. Doch Schles. ist schon über 1 Million reich, daher das nicht so auffallend ist. – Mich kannst Du auch leicht fortbringen. – Für jeden Andern wäre es vielleicht besser, aber mit Deinem Namen ist kein Zweifel daß ich schon gut als Verleger stehen könnte. – In London gewiß. – Ist der Schlesinger nicht Herr für [520] sich! – Von dem ist auch nicht die Rede, nur ist es gewiß, daß es Schlesinger sehr gut meint, und daß ich bei ihm in kurzer Zeit alle kaufmännischen Kenntnisse mir aneignen könnte. So auch die französische und englische Sprache vollkommen. – Ich bin kein kleines Kind, daß Du mich durch solche sogenannte Nothlügen täuschen könntest; denn Niemand kann Dir gesagt haben, daß man mich da gesehen hat, weil ich nie dort war, außer mit Dir selbst. – Ein Handelsmann traktirt Gelehrte und Künstler. – – – Jetzt ist einmal dieser Stand für mich gewählt, und nun sehe ich nicht ein, warum nur die andern Verleger durch Dich reich werden sollen, Du weißt schon wie es die Engländer treiben.« – Unter den folgenden Notizen, die sich Beethoven macht, kommt jene vor: »Weg nach dem Institut wie lange.« Damals hatte er also vielleicht seinen Besuch vor. Noch sagt Karl: »Eben hat mir H. v. S. gesagt, ich solle Donnerstag mit ihm hingehen, weil es doch sehr gut ist.« Ob das auch hierher gehört, ist nicht klar. (Schlesinger: »wollen Sie daß wir zwischen 4 u. 5 hingehen? Heut.« Das muß doch an Beethoven gerichtet sein.)


Bemerkenswert ist, daß hier schon die Pläne für eine praktische Stellung auftauchen. Die Neigung zu den theoretischen Studien ist also doch nicht groß. Ob mit diesen Plänen die im Texte erwähnte zeitweilige Entfernung aus der Wohnung zusammenhängt, können wir nicht entscheiden. Es ist zu beachten, daß bei diesen Plänen auch der Bruder einmal genannt wird.

In einem späteren Heft (»Jahr 1825« Schindler; nach einzelnen Notizen aus dem November) schreibt Karl u.a., nachdem er ein Geschwätz erwähnt und dabei »die Alte« genannt:


»Ich habe den Schlemmer auch darüber zur Rede gestellt. Er läugnete das gesagt zu haben; er konnte auch nicht wohl, da er keineswegs unterrichtet war, in wiefern ich ihn brauchte oder nicht.« – – – – »Wenn ich komme, komme ich zu Fuß. Es geht auch schwer, doch werde [hoffe] ich schon fertig zu werden.« – – – »Morgen fangen die Collegien an.« – (Nach Linkes Konzert.) »Morgen kann ich nicht zu Tische kommen, da ich bis 12 Collegien habe, und um 3 schon wieder der Anfang ist; ohnehin muß ich nach den Collegien auch noch studiren. – Ich werde suchen, ihn sobald als möglich nicht mehr zu brauchen, doch ist es Anfangs noch nöthig.« (Das folgende »Sprich nicht so laut« zeigt, daß die Unterhaltung im Wirtshause war.) – – (Nach anderen Unterhaltungen.) »Meine Stunden sind alle eingetheilt. Früh von halb 8 bis halb 9 kommt der Correpetitor. Dann von 9–12 Collegien. Nachmittag von 3–5 Collegien. Von 5–6 nehme ich Stunde. – Abends mache ich meine sämmtlichen Aufgaben. – Also nach 5. Wie heut, so ist es immer. Es wird halt nur 1/4 Stunde später.« – – – »Ein Mitschüler von mir. Er kommt um Schriften auszuleihen aus den Collegien.« Er erwähnt die Schlemmer, die sich günstig über eine Haushälterin ausgesprochen. Dann tritt Schlemmer auf: »Ich kann Sie versichern, [521] daß er noch nie über Nacht ausblieb. Auch muß ich Ihnen sagen, daß Ihr Neffe täglich Abends zu Hause ist, auch früh nur ausgeht, wenn Zeit ist in die Schule, sollte er aber dennoch spielen gehen, so müßte es seyn, anstatt der Schule. Wie ich sage, es müßte anstatt der Schule seyn. Sonst ist er zu Hause, und es kann nicht seyn, daß er spiele. Er hat sich die Zeit daß er hier ist, gegen den Anfang gut geändert. Er hat sich heute zu Mittag beim Essen geäußert, daß d. Correpeditor nicht recht zu frieden ist, er sey in seinen Stunden unordentlich.«

Karl. – »Die Stunden sind mir nicht beschwerlich, auch konnte ich das, was ich mit ihm nehme, nicht früher nehmen, weil wir bloß die Gegenstände nehmen, die im Collegium genommen werden. – Ich erspare da durch die Stunden bei ihm mehrere Stunden, die ich für mich allein arbeiten müßte. – Es ist mir lieb, wenn Du Dich erkundigst; jeden Tag, wo ich ausbleibe, müßten es die Professoren wissen, da die Nahmen verlesen werden. Auch sieht mich der H. Reißer täglich. – Von Kleidern nichts. – Nur ein Buch brauche ich noch. Es ist vom Professor angegeben worden und ist unentbehrlich zur Mercantilrechnung.« –


In einem Hefte »Ende des Jahres 1825« (Schindler) nach dem Zusammenhang aus dem Dezember (Thayer) erzählt Karl:


»Am Polytechnicum ist ein Professor, ein sehr gelehrter Mann der mit seiner Frau, die eine wahre Xantippe seyn soll, nicht anders als mit Sie spricht.«

Und etwas nachher: »Samstag [31. Dez.] müssen wir einige Neujahrs Billete kaufen; ich muß sie zu den Professoren etc. abgeben.« Nicht lange nachher (vielleicht am Neujahrstag 1826) schreibt Holz: »Mit Reißer habe ich schon gesprochen; er sagt, Karl betrage sich, wie es sich von einem vernünftigen Menschen erwarten läßt.« Also einmal ein lobendes Zeugnis. Da klagt Karl wieder einmal: »Es ist jetzt sehr viel zu thun; und über die Sonntage wird schrecklich aufgegeben.« – und nachher: »Ich bitte Dich jetzt um etwas Geld, um die Billets zu kaufen. Auch muß ich Dich um ein Neujahr für unsern Schuldiener bitten, der mir den Tisch rein halten u. für Tinte sorgen muß. Wir sind eigends dazu von den Professoren aufgefordert worden. Es braucht nicht so viel zu seyn.«

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 5, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1908., S. 503-522.
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