A. Gedicht,
verfaßt von R. Schumann zur Hochzeitsfeier seines Bruders Carl.

[304] Ein heitrer Tag ist uns erschienen;

Froh wandelt an der Rosenhand

Der wonnesüßen Amorinen

Ein Paar in Hymens Feenland:

Und, herrlich in dem Myrthenkranze,

Der schüchtern durch die Locken schaut,

Fliegt sie daher im Hochzeitstanze

Die süße, jugendliche Braut.


Die goldne Zeit der Mädchenspiele,

Des Jünglingsalter's flücht'ger Sinn,

Die freien, schwärmenden Gefühle

Der Jugendträume sind dahin.

Die ernster'n Fesseln schlingt die Myrthe

Und aus dem hochzeitlichen Kranz

Entfaltet sich die Mutterwürde

Der heil'ge Ernst des kühnen Manns.


Wo durch die raschen Jugendtritte

Zerstörend einst der Leichtsinn sprang,

Da fesselt jetzt der Gattin Bitte

Der süßen Ehe frommer Zwang.

Sie hüllt in ihren Blumenschleier

Die wilde Unbesonnenheit

Und das entflammte Jünglingsfeuer

Kühlt die beredte Weiblichkeit.[305]


Wenn rings die Lebensstürme drohten

Da tröstet ihn der Gattin Wort:

Und den gescheiterten Piloten,

Lenkt sie an den ersehnten Port!

Und fielen düstrer noch die Loose,

In ihren Armen schläft er süß:

Sie schlingt um ihn die heitre Rose,

Wenn ihn sein Genius verließ.


So mögt Ihr durch das Leben wandeln,

Ein Geist im Wort und in der That,

Im Denken Eins und Eins im Handeln,

Bis sanft der Fackeljüngling naht.

Und kommen dann auch trübe Stunden –

Getrost! der Schmerz wird bald vergehn:

Was du als Thränen hier empfunden

Du wirst es dort als Kronen sehn.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 304-306.
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