Clarinettist Bärmann

[262] Im Wiebeking'schen Hause lernte er auch den Clarinettisten Bärmann kennen, an dessen gewichtige, frische Natur und imposante Erscheinung er sich schnell anschloß und dessen hohe Meisterschaft auf seinem Instrumente ihn so entzückte, daß er, nach kurzem Studium der Haupttugenden von dessen Spiel, am 3. April schon das Concertino (in Es) für Clarinette für ihn niederschrieb, das mit der Opuszahl 26 bei Kühnel erschienen ist. Bärmann's Biederkeit und echter Künstlersinn gewannen ihm Weber's Liebe für das ganze Leben. Die gegenseitige Neigung bewährte sich auf dem Probiersteine gemeinschaftlicher Kunstreisen als echt und obwohl sie später in nur seltener Berührung mit einander standen, so blieb doch diese herzliche Freundschaft ungeschwächt. Aeußerlich gab es kaum Heterogeneres als die Persönlichkeiten der beiden Künstler. Weber nicht groß, schmächtig, blaß, mäßig in seinen Genüssen; Bärmann athletisch, mit schönem Kopf, gewaltiger Esser und Trinker. Weber pflegte über die Vortheile, die seinem Freunde dessen körperliche Vorzüge gewährten, scherzend zu sagen: »Dem schönen Kerl bringen sie überall die besten Bissen auf dem Präsentirteller entgegen, während unsereiner sich erst mit seinen Kunststücken die Brosamen betteln muß.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 262.
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