J. N. von Poißl

[274] Wie mögen sich die Freunde Danzi und Weber nach so herber Trennung, nach so reichen Erlebnissen in den Armen gelegen, was mögen sie sich zu sagen gehabt haben! Die Anwesenheit des geliebten Mannes, der trotz seines weit vorgerückten Alters so tiefsinnig mit dem jungen Künstler sympathisirte, seine Tugenden so innig schätzte, seine Thorheiten so gern entschuldigte, so gern froh mit dem Frohen war, goß Sonnenschein über die ganze Zeit seines Aufenthaltes in München. Danzi machte Weber mit seinem talentvollen Schüler, dem Freiherrn J. N. von Poißl, bekannt, der, damals mit seiner Oper »Ottaviano in Sicilia« beschäftigt, geistreich und heiter das Kleeblatt ergänzte, das einige Wochen lang, in seligem Nichtsthun, die Natur und die Freiheit des Landlebens am Stahrenberger See genoß, Kegel schob, mit Pistolen schoß, ritt, mit Damen auf dem See segelte, zu München im Theater der Kunst froh wurde und selbst im Auserwähltenkreise Kunst übte. Auch das alte, ernste Kunstspiel, das die lebhaften Geister in Mannheim so oft beschäftigt hatte, das »Wettcomponiren«, wurde wieder hervorgesucht.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 274.
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