Oper in Weimar. Frau v. Heygendorf

[329] Die Oper in Weimar, der Göthe wohlwollte, weil er, eben so wie Schiller, von ihr glückliche Rückwirkung auf das Drama durch die Verallgemeinerung des Gefühls für Rhythmus hoffte, hatte, trotz der antagonistischen Bestrebungen seiner schönen und einflußreichen Gegnerin, Frau von Heygendorf, doch Etwas von dem Kühlen, Disciplinirten und von Außen Gelenkten seiner dramatischen Schule angenommen, was, bei der musikalischen Reproduktion, wo die Darlebung des Gemüths ein Hauptelement der Wirkung ist, noch weit ernüchternder wie beim Drama wirkte und durch die Bestrebung der genannten talentvollen Frau, der Eberwein, Stromaier's und anderer nicht verwischt werden konnte. Die kleine Capelle, deren schwache Besetzung sie so recht zur Begleitung der Spieloper charakterisirte, hatte auch unter ihrem fähigen, aber von Charakter nicht offenen Dirigenten, keine Stimme gegen die, von der Bühne bis in's Cabinet des Großherzogs tönende, gewichtige der Frau von Heygendorf. Daher gruppirten sich die Operdarstellungen specifisch um diese liebenswürdige Künstlerin in einer Weise, die Carl Maria's Liebe für die Ursprünglichkeit und harmonische Rundung der Aufführungen nicht ansprechen konnte. Die Opernerscheinungen der Weimar'schen Bühne gingen daher ohne nachhaltigen Eindruck an ihm vorüber.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 329.
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