Bernh. A. Weber. Vicenzo Righini

[339] Die Capellmeister Bernhard Anselm Weber und Righini begegneten ihm Anfangs ungemein kühl, zuckten die Achseln, sagten ihm, daß die Oper von ungemeinem Talent zeuge, aber wegen der Schwierigkeit ihrer Ausführung bei den angestellten Proben von den Mitgliedern der Capelle und Oper perhorrescirt worden sei, und Bernhard Anselm nannte sie ihm in's Gesicht, in seiner groben Weise, ein unreifes Werk, das der Ueberarbeitung bedürfe. Sei es nun, daß Weber, den beiden ältern Herren gegenüber, bei den Controversen über[339] die »Sylvana« mit etwas zu viel jugendlichem Selbstgefühl aufgetreten war, oder ihnen sonst zu nahe gethan hatte, oder ihnen die Anwesenheit des jungen, rasch zu Rufe gelangten Talents in Berlin nicht behagte, kurz, sie zeigten sich von da ab jederzeit, weniger in Worten als in Thaten, als seine entschiedenen Gegner, was für seine Bestrebungen um so hinderlicher sein mußte, als Beide zu jenem Zeitpunkte gerade im Zenith ihres Einflusses in Berlin standen, den Weber durch seine »Deodata«, Righini durch sein sehr weltliches, aber ungemein populär gewordenes Tedeum zum Geburtstage des Königs neu begründet hatte.

Auch Iffland, der vor Kurzem von einer schweren Krankheit erstanden war und die Generaldirektion des Theaters wieder übernommen hatte, zeichnete bei einem Besuche, den ihm Weber und Bärmann gemeinschaftlich machten, den letztern so sichtlich aus, daß seine Abgeneigtheit, sich mit Weber's Angelegenheit zu befassen, daraus deutlich hervorleuchtete.

Je mehr diese Wahrnehmungen Weber's Hoffnungen deprimirten, um so angenehmer fühlte er sich überrascht, als er wenige Tage darauf, nachdem er seinen Brief vom Kronprinzen von Bayern an den König Friedrich Wilhelm III. und den Prinzen Heinrich abgegeben und wahrscheinlich in Folge der warmen Empfehlungen dieses geistvollen Prinzen von dem gewöhnlich ziemlich maussaden Könige sehr liebenswürdig empfangen worden war, die Stimmung dieser Herren, äußerlich wenigstens, gegen sich sehr verändert und sie zu allen Hülfeleistungen bereit fand.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 339-340.
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