Johann Baptist Gänsbacher

[83] Im Hause des Grafen Firmian auf's Wohlwollendste aufgenommen, lernte Carl Maria daselbst einen jungen Officier, Johann Baptist Gänsbacher kennen, der vor kurzem erst mit der goldnen Medaille decorirt, die Reihen der freiwilligen Tyroler Jäger verlassen hatte, um, von glühender Liebe zur Tonkunst getrieben, zu Vogler's und Albrechtsberger's Füßen, die hohe Lehre von der Musikwissenschaft zu suchen, in der ihn sein Vater, ein braver Schullehrer zu Sterzing in Tyrol, taugliche Vorkenntnisse beigebracht hatte. Gänsbacher war eine gute, derbe, kräftige, sinnliche Natur, die, neben der Kunst, Wein und Weib, außerdem aber auch noch leidenschaftlich das Büchsenschießen liebte, in dem er Meister war. Acht Jahre älter als Weber, vom Soldatenleben her mit liberalen Lebensansichten dotirt, breitschulterig und rüstig an Körper, dabei guter Musiker, gewann er bald großen Einfluß auf diesen, der ihn zärtlich zu lieben begann. Diese Liebe wurde, gekittet durch manchen zusammen verübten Jugendstreich, manche zusammen getragene Trübsal, manchen geleisteten Dienst, gleiches Streben und Wollen, zu einer wahrhaft brüderlichen, die Weber, bis wenige Monate vor seinem Tode, lebhaft bethätigte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 83.
Lizenz:
Kategorien: