Vogler's »Kastor und Pollux« 1803

[82] Es war Ende des Jahres 1803. Die »musikalische Societät« zu Wien hatte zum Besten ihres Wittwenfonds eine Aufführung eines Werkes von Vogler unter dessen eigener Leitung beschlossen. Mit einem unbegreiflichen Mangel an dramatischem Takt und eben so unbegreiflicher Bizarrerie, beschloß er seine Oper »Kastor und Pollux« als Oratorium zu geben. Er zerstörte den Gang des Werkes gänzlich, deckte den Gesang vollständig durch Besetzung des Orchesters mit 200 Musikern, ja ließ sogar die harmonische Folge der Tonstücke rücksichtslos verloren gehen – aber er brachte es durch zahllose Proben dahin, daß das Werk vortrefflich ging; eine junge Sängerin sang die Soli's herrlich und – Vogler's Ruhm ward von den Dächern gepredigt.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 82.
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