Ebell's Kritik über Weber's Direktion

[101] Man rühmte in seinen Vorführungen die Präzision und Sicherheit[101] des Orchesters, tadelte aber, daß er diesem zu viel Aufmerksamkeit schenke, die Sänger zu wenig unterstütze, ein Fehler, den er später so vollkommen abgelegt hatte, daß seine Leitung des Accompagnements, in Bezug auf Discretion und Sorgsamkeit für die Sänger durchaus mustergültig genannt wurde. Man tadelte auch die Wahl seiner Tempis, die man nicht als sorgsam anerkannte. »Feuer und Geist«, sagt sein Freund Ebell selbst in der Leipziger Musikzeitung von ihm: »erhält ein Tonstück nicht allemal durch die Schnelligkeit, mit der es aufgeführt wird, sondern dadurch, daß man in den Charakter der Composition einzudringen und das Alles auf das Pünktlichste auszuführen sucht, was der Componist durch Worte oder Zeichen andeutet. Woher käme es sonst, daß die Ouverturen, wie wir sie in Breslau jetzt hören, so wenig Effekt machen?«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 101-102.
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