Weber »Musikintendant« des Herzogs Eugen von Würtemberg

[109] »Ew. Hochwohlgeboren gefälliges Schreiben haben hier in Ludwigsburg zu erhalten die Ehre gehabt, und ich bin Ihnen für das mir bezeugte Vertrauen recht sehr verbunden. Nach Ihrer Aeußerung ist Ihnen der Charakter als ›Musik-Intendant‹ bei Ihren Reisen von[109] einigem Vortheil und ich stehe nicht an, Ihren Wunsch darunter zu erfüllen und Sie mit Vergnügen, wie hiermit geschieht, zu meinem Musik-Intendanten zu ernennen. Sehen Sie dieß als einen Beweis an, daß sowohl meine Frau Gemahlin Liebden, als auch ich, Ihrem Kunsttalente volle Gerechtigkeit wiederfahren lassen. Sehen Sie es ferner als ein Merkmal an, daß wir Ihren persönlichen Charakter und guten Eigenschaften schätzen und nur diese, keineswegs aber Ihren Stand und Ihre Familienverhältnisse, auf die hierbei keine Rücksicht genommen ist, uns dazu bewogen haben. Jede Gelegenheit Ihnen mein Wohlwollen zu bethätigen werde ich eben so gern ergreifen.«

Der edle Fürst that aber mehr. Als die Waffenerfolge der Franzosen in Oesterreich und Süddeutschland Weber's Reise vereitelten, und das Herannahen des Kriegs einen solchen Druck auf die Gemüther in Breslau ausübte, daß die meisten Familien ihre Verhältnisse beschränkten, an Leben durch Musikunterricht nicht mehr zu denken war und Weber in große Noth gerieth, die noch dadurch erhöht wurde, daß seine Tante Adelheid, die bis dahin in München gelebt hatte, sich zu ihm flüchtete, bot Herzog Eugen und seine wahrhaft gütige Gattin, Carl Maria auf unbestimmte Zeit ein Asyl in seinem Schlosse zu Carlsruhe an und wußte dieser Huld so geschickt die liebenswürdigste Form zu geben, daß es für Carl Maria fast den Anschein gewann, als erweise er der herzoglichen Familie durch seine Anwesenheit in Carlsruhe eine höchst dankenswerthe Gefälligkeit. Er erkannte dieß mit dem ihm beiwohnenden Takte des Herzens und war unablässig bemüht, dem Herzoglichen Hause, durch freiwillige Dienste als Künstler und Dirigent zu zeigen, wie sehr er sich als ihr Schuldner fühle.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 109-110.
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