Mozart's Partituren bei André in Offenbach

[222] André war im Besitz einer großen Menge Mozart'scher Partituren, von des unsterblichen Mannes eigner Hand geschrieben. Weber hatte nie eine Mozart'sche Partitur gesehen, und wußte auch wohl[222] kaum, daß André dergleichen besitze. André führte ihn an den Schrank, in dem sie sich befanden, nahm eine derselben heraus und gab sie Weber feierlich in die Hand. »Was ist das?« fragte Weber erstaunt, »was soll ich mit der blassen Abschrift von dieser Mozart'schen Sonate?« »Keine Abschrift!« rief André, »Mozart's eigene Schrift!« – Da durchzuckte es Weber wie ein jäher Schreck, er legte die Partitur sorgsam auf den Tisch, drückte gebeugten Knie's Lippen und Stirn darauf, betrachtete sie mit feuchten Augen und gab sie dann an André mit den Worten zurück: »Wie glücklich ist das Papier, auf dem seine Hand gelegen hat! –«

Freudiger Hoffnung voll, denn sein Concert war gut vorbereitet, Alles deutete auf dessen Gelingen, und er bedurfte dringend des Geldes, fuhr er am 20. October in Frankfurt ein und fand – die Stadt in einer Aufregung, gegen welche die bei der Luftfahrt der Madame Blanchard ein freundliches Spiel gewesen war.

Dießmal machte ihm Napoleon's eiserner Riesenarm einen Strich durch die Rechnung!

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 222-223.
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