[481] Es ist ungemein charakteristisch für Weber's Gemüthsleben, daß er, von geliebten Wesen getrennt, mit diesen auch, so zu sagen, geistig in Raum und Zeit fortzuleben strebte, und deshalb, gleiche Tendenz[481] bei jenen voraussetzend, in seinen Briefen oft auf's Minutiöseste den Ort; an dem er lebt, die Zimmer, in denen er wohnt, beschreibt. Zugleich ist letzteres eine Manifestation der großen Einfachheit seiner Sitten und Ansprüche, so sehr er auch das Behagen der Fülle und des Ueberflusses zu schätzen wußte. So schreibt er kurz nach seiner Ankunft in München an Caroline, indem er in den Brief einen kleinen, von seiner Hand gezeichneten Plan seines Zimmers einschaltet:


»– – Ich habe schon ein paarmaal die liebe Bemerkung gemacht, daß wir meistens an einem und demselben Tage an einander schreiben. Der Gedanke ist mir höchst wohlthuend, dich vielleicht in derselben Stunde mit mir an dem wohlbekannten Schreibtische beschäftigt zu sehen. Schreibe doch auch künftig die Stunde zu dem Datum. Dich kann ich mir nun wohl denken, aber du weißt nicht wo ich sitze. Nimm deine Phantasie zu Hilfe und ich will dir hier mein kleines Zimmerchen zeichnen:

(Folgt der kleine, oben erwähnte Plan, mit folgenden Bezeichnungen:)


a. das Fenster.

b. der Tisch an dem ich schreibe.

h. der Stuhl auf dem ich sitze.

d. das Fortepiano das halb die Thür

e. in Bärmanns Zimmer verdeckt und dem Stuhle

c. kaum Platz gönnt.

f. eine Kommode.

g. eine Thür aufs Vorhaus.

k. der Ofen vor dem meine Koffer

m. stehen.

l. ein Waschtischchen. dann

i. das Sopha auf dem Abends mein Bett gemacht wird. Du siehst, daß wenn ich im Zimmer auf- und abgehen will, einige Geschicklichkeit dazu gehört, sich durchzuwinden und nicht anzustoßen. Könnte ich dir doch ein so treues Bild meiner Seele geben, die nur du allein erfüllst! – etc. etc.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 481-482.
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