J. G. Naumann

[14] Die stolze Würde und imposante Fülle, die ihr der Fürstenliebling Hasse verliehen hatte, verwandelte sich, in den Händen des bedeutsamsten seiner Nachfolger, Joh. Amadeus Naumann, in einschmeichelnde Liebenswürdigkeit und Grazie, ohne an vornehmem Aplomb und formeller Schönheit zu verlieren. Der talentvolle, weitgewanderte Schüler Tartini's, der Blasewitzer Bauernsohn, den das Leben so unsanft gewiegt, sollte der letzte der berühmten Dirigenten der Dresdener Capelle sein, die Werke ihres Genius im Styl und mit dem Pompe der alten, italienischen Hoffestoper zur Aufführung gebracht sahen, Mit der, von ihm zur Vermählung des Kurfürsten Friedrich August geschriebenen Oper »Clemenza di Tito« schlossen die Hofvorstellungen von Opern im großen Opernhause; in ihr leuchtete aber die alte Pracht dieser Erscheinungen noch einmal in vollem Glanze auf. Sie erforderte einen Ausstattungsaufwand von über 50,000 Thlr.

Die dem Lande, nach alle den Kriegsdrangsalen und verschwenderischen Hofhaltungen so wohlthätige, sparsame Regierung Friedrich[14] August's und die Hinneigung dieses sonst so ernsten Fürsten zur »Opera buffa« bereitete dem äußern Wesen der italienischen Oper eine gänzlich umgestaltende Katastrophe.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 14-15.
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