Festspiel zur Vermählung der Prinzessin Maria Anna Caroline

[124] Die Vermählung der Tochter des Prinzen Max, Maria Anna Caroline, mit dem Erbgroßherzoge von Toskana sollte Anfang des Herbstes gefeiert werden. Eine musikalische Theaterfeier schien nach alter, bei solchen Gelegenheiten beobachteter Sitte unerläßlich und schon geraume Zeit vorher war von Celani ein italienischer Festcantaten-Text gedichtet worden, den Morlacchi componiren sollte. Dieser aber reiste, wie erwähnt, unbekümmert um die ganze Festlichkeit, ab, Weber die Sorge für den musikalischen Theil derselben überlassend. Vitzthum sprach nun, da doch blos deutsche Fürsten bei dieser, durch Procuration zu vollziehenden Vermählung zugegen sein sollten, von einem deutschen Festspiele mit Kind und Weber, und ersterer lieferte denn, eifrig dem Hofe bei so bedeutsamer Gelegenheit zu dienen, sehr bald ein solches, »der Weinberg an der Elbe« betitelt, mit dessen scenischen Schwierigkeiten sich Dichter und Componist eben vorläufig beschäftigten, als Vitzthum vom Grafen Einsiedel die Weisung erhielt, daß von »deutscher Vorführung« abzusehen sei und nur italienisches »Divertissement« und italienische Oper beliebt werde.

Es galt also kein Zaudern und Weber mußte sich entschließen, mitten in seinen organisatorischen Arbeiten an der kaum 8 Monate alten deutschen Oper, der Schöpfung des Chors, dem Einstudiren mehrerer Opern und, von Schubert nur schwach unterstützt, mit allen Direktionsgeschäften der deutschen und italienischen Oper in der Stadt und auf dem Bade beladen, den italienischen, kühlen und steifen Cantaten-Text des Herrn Abbé Celani zu componiren, wozu ihm nicht mehr als 14 Tage (vom 20. Sept. bis 5. Oct.) gegeben waren.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 124.
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