Italienische Cantate L'Accoglienza

[125] Diese einen weniger klaren, besonnenen und zeitordnenden Sinn sicher verwirrende Masse heterogener Thätigkeit, die ein ruhiges, künstlerisches[125] Schaffen in den kargen Musestunden kaum begreiflich erscheinen läßt, hielt Weber, obwohl er sich oft fast zum Tode ermattet fühlte, und in der am 1. Sept. bezogenen neuen Wohnung, welche er zum Neste für sein Familienglück zurecht baute, unter dem Hämmern, Hobeln, Poltern, Scheuern der Tapezirer, Tischler, Maler, Scheuerfrauen, aller Bequemlichkeit oft so weit entbehrte, daß er mehrere Nächte in der Küche schlafen mußte und kaum seinen Schreibtisch zu placiren wußte, nicht ab, tapfer die italienische Cantate, welche den Titel führt: »L'Accoglienza‹ In occasione del felice Imeneo della A. J, e. R. Leopoldo di Toscana e Maria Anna di Sassonia«, anzugreifen.

Ja es gelang ihm sogar, eine gewisse Begeisterung für einige Theile derselben zu gewinnen, da er gewohnt war, das musikalische Element in einem Texte, nicht dessen Worte und Phrasen, künstlerisch arbeitend im Sinne zu tragen. So schritt die Arbeit denn rascher und fröhlicher fort, als er selbst gehofft hatte, und nachdem er die Composition am 22. Sept. mit einem ihm sehr gelingenden, schönen Chore begrüßender Toskaner begonnen hatte, schrieb er schnell aufeinander am 24. eine Jubel-Hymne, am 25. den Schlußchor nebst Quartett, am 27. die Recitative, am 3. October die Arien und am 5. schon konnte die erste Probe sein. Die Hauptparthien wurden mit den besten Kräften der italienischen und deutschen Oper besetzt.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 125-126.
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