Vermählung der Prinzessin 29. Oct 1817. Aufführung der L'Accoglienza

[128] Die Vermählung der jungen schönen Prinzessin fand am 29. Oct. durch Procuration statt, wobei der nachmalige König Friedrich August die Stelle des Erbprinzen von Toskana vertrat, und Abends kam Weber's italienische Cantate »l'Accoglienza« und Mozart's »Titus«, den Vitzthum und Weber als befohlene »italienische« Oper ausgewählt hatten, im Theater, unter Beisein des ganzen Hofes und eines geladenen, vornehmen Publikums, zur Aufführung. Der einfache Ideengang des Textes dieser Festcantate ist, daß erst die Himmlischen, nämlich Personifikation der Wissenschaft, Kunst, des Handels, Feldbaus etc., dann aber die Einwohner von Toskana und die Stadt, mit ihren Boboli-Gärten, dem Palaste Pitti, dem Dom, dem Arno, die Fürstin in Florenz willkommen heißen. Von dramatischer Handlung war daher in dem Ganzen keine Spur und Weber daher lediglich auf die Entwickelung lyrischer Schönheiten angewiesen. In die Ouverture hatte er die Motive der Hymne gelegt, die dem Ganzen zum Prologe dient und schloß sie mit denen des brillant-kräftigen Final-Chors, was eine lebhafte Wirkung hervorbrachte. Die Cantate beginnt dann mit einem wunderbar schönen, vollstimmigen Quartett der Culturgewalten, Kunst, Ackerbau, Handel, Wissenschaft, von Mad. Miksch, Frau von Biedenfeld, Benelli und Benincasa meisterhaft gesungen und von Violoncellen und Blasinstrumenten begleitet, aus dem sich Soli's entwickelten, die, genau für deren Stimmlagen geschrieben, diesen gestatteten,[128] ihre Mittel und Kunst vollständig zur Geltung zu bringen. Nachdem diese das Ihrige gethan, erschien der Genius von Florenz (Madame Sandrini), begrüßte erst die Braut in einer glänzenden Arie und langem Recitative und gab endlich den Wolken, welche den Hintergrund der Bühne verhüllten, den Befehl, der Braut das neue Vaterland zu zeigen, wo sich diese theilten, mit brillantem decorativem Effekt Florenz erschien und Bewohner Toskana's, unter Führung eines Greises (Bassi), mit einem pompösen Chore (aus A dur), dem National-Melodieen zum Grunde lagen, in den Vordergrund strömten und Heil und Segen auf die holde Ankömmlingin herabflehten. Der Chor schloß mit einem glänzenden, beglückwünschenden Allegro, bei dem Weber die ganze Kraft seines Talentes für Auffindung zündender und fortreißender harmonischer und melodischer Elemente aufgewandt hatte und es erreichte, in dem hohen Publikum allgemeinen und lauten Enthusiasmus zu entzünden, der sogar die Schranken der Convenienz bis zu lauten »Bravos!« durchbrach.

Der König sandte ihm für diese Leistung den Tag darauf, durch Vitzthum, einen Brillantring.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 128-129.
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