Weber's gesellige Stimmung

[164] Es giebt ältere Leute, welche Gelegenheit hatten, Weber und seine Gattin in den Zirkeln des »Liederkreises«, in des Ministers Nostiz gastlichem Hause, bei Baron Gutschmidt und in andern Gesellschaftskreisen zu beobachten, wo er sich als er selbst geben durfte und bei denen ein Zeitraum von über 40 Jahren nicht im Stande gewesen ist, den bezaubernden Eindruck zu verwischen, den das Paar zu machen pflegte, wenn sie seine komischen Lieder zusammen meisterhaft sangen, oder sie ein Gedicht sprach und er dazu improvisirte. Der ernsteste Staatsmann und Künstler wurde dann zum heitern Humoristen und es genügte meist eine solche Leistung, um die Stimmung einer Gesellschaft für den ganzen Abend zu erhöhen. Fern von aller »großen Mann Spielerei« gab sich Weber dann der frohen Stimmung rückhaltlos hin.

Versammelte er aber gar Freunde bei sich selbst, zu welchen Zirkeln er auch meist einige seiner talentvollsten, jungen Capellmitglieder zuzuziehen pflegte, so war er der heiterste und anspruchloseste Wirth, der selbst den frischen Ton bezeichnete, in dem er den Verkehr in seinem geselligen Kreise gehalten wissen wollte. Häufig genug hat er an Abenden, wo die Jugend in der Anzahl vorwog, selbst zum Tanz aufgespielt und Niemand kannte die elektrisirenden Tänze, die unter seinen Fingern melodiös, reich und froh hervorquollen, weil er sie eben improvisirte. Wenn dann die jungen Capellmitglieder aus Bescheidenheit nicht tanzen wollten, rief er ihnen wohl zu: »Wenn der Meister aufspielt, dürfen die Gesellen tanzen!«[164]

Wir werden im Verlauf dieser Darstellung von Weber's Leben noch öfter Gelegenheit haben, auf Bethätigungen seiner originellen, geselligen Laune, seiner Freude am Behagen seiner Gäste in seinem Hause, seinem Wohlgefallen am herzlichen Lachen zurückzukommen.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 164-165.
Lizenz:
Kategorien: