Weber's täglicher Umgang

[172] Im Ganzen war Weber's täglicher Umgang weder ihm noch seiner Gattin in geistiger Beziehung ebenbürtig. Er liebte es nicht, Personen immer um sich zu haben, deren Verkehr seine Kräfte anspannte, und Caroline mochte gern schlichte Freunde leiden, die ihr, bei der häufigen Abwesenheit des Gatten, die Vortheile der Gesellschaft, der Mittheilung, der Hülfe boten, ohne die Unbequemlichkeiten anspruchsvoller Bewirthung zu verursachen. So gewöhnten sich, vom Kammermusikus Schmiedel eingeführt, ohne Weber's Widerspruch, ein junger Artillerie-Hauptmann, Anton von Hanmann mit seiner Schwester und einer alten Verwandten, Fräul. von Biernatzka, denen sich häufig zwei, nicht mehr junge Töchter eines verdienten Offiziers, von Göphardt, beigesellten, in das Weber'sche Haus, so daß dasselbe, ohne diese Personen von den Freunden nicht mehr gedacht werden konnte. Die treue und werkthätige Freundschaft dieser trefflichen Personen ließ es übersehen, daß fast nur äußerer Verkehr mit ihnen möglich war.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 172.
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