Ablehnung der Composition einer Oper für Dresden

[369] Weber's redliches, in diesen Briefen ausgesprochenes Bedenken wegen Vollendung der eigentlich für seinen König bestimmten Oper, die dieser allerdings nicht verlangt hatte, sollte sich eben so schnell als schmerzlich für ihn erledigen.

Ehe er den Wiener Auftrag definitiv annahm, hatte er dienstgemäß die Erlaubniß des Königs zu der Arbeit für eine fremde Bühne einzuholen und trug seine Bitte vorläufig mündlich dem Grafen Einsiedel mit dem Bemerken vor, daß er die, ihm durch jene Bestellung gebotenen Vortheile gern von der Hand weisen wolle, wenn sein König die Vollendung der für Dresden und zur Huldigung für den Monarchen begonnenen Oper wünschen sollte. Nach einigen Tagen beschied ihn Einsiedel: »Man müsse von Bestellung einer Oper bei ihm absehen, da sein ›Freischütz‹ in Vorbereitung, dessen Erfolg noch abzuwarten sei, und es unpassend erscheine, zwei kostspielige Opern von demselben Componisten kurz hinter einander auszustatten.«

Dieß Resultat hatte der Eifrige und Ergebene nicht als Folge seines treugemeinten Erbietens erwartet! –

Wie alle von höherer Stelle kommenden Kränkungen erschütterte ihn dieser Bescheid sehr tief. Mehrere Tage lang vermochte er nicht zu essen und zu schlafen, die Symptome seines Leidens traten wieder beunruhigender hervor, der Husten wurde häufiger und peinigender, die Athembeschwerden stärker, das fast unablässige Fieber beunruhigte ihn mehr und zum ersten Male zeigte sich, zu Carolinens unaussprechlichem Entsetzen, der Blutauswurf, bei dessen erstem Auftreten auch er, wohl fühlend, weß Endes Anfang dieß sei, erbleichend ausrief: Wie Gott will! –

Der Glaube, daß seine Tage gemessen seien, hat ihn von diesem Augenblicke an nicht mehr verlassen. Doch trübte dieß nur auf kurze[369] Zeiten lang zuweilen die Heiterkeit und Klarheit einer Seele, deren Spannkraft bis zum letzten Augenblicke noch die zusammensinkenden Ruinen seiner schwachen Körperlichkeit mit Kraft zum Schaffen beseelte. Wir werden sehen, daß ihn selbst seine alte Lust an Drollerie und derbem Scherz noch lange nicht verließ.

Die nach Wien gesandten Bedingungen wurden gern und vollständig acceptirt, sein Entschluß, in Wien das Publikum und Personal kennen zu lernen, mit Freuden begrüßt und ihm aller Beistand zugesichert.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 369-370.
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