Duett: »Unter ist mein Stern«

[436] So entstanden (am 14. Juni) die Skizzen zu der Introduktion (in G) des ersten Akts der »Euryanthe«, die in lieblichem Verschmelzen der Männer- und Frauenstimmen so viel Anmuth und Kraft im ganzen Werke hoffen läßt; zu dem mit so großer, tragischer Kraft vorgeführten Recitativ Lysiart's (C dur): »Ich trag es nicht«, im ersten Akt, und endlich das pompöse, den Schluß der thörigten Wette bildende Ensemble: »Wohlan, du kennst mein herrlich Eigenthum« (Es dur), wahrscheinlich an einem Tage, einem Abende! Sodann in der nächstfolgenden Vigilie wurden die Entwürfe zu der edel-süßen Romanze: »Unter blühenden Mandelbäumen« (B dur), dem frischen, die elegische, durch die Romanze erregte Stimmung, so glücklich hebenden Chor: »Heil Euryanth' etc.« (G dur), und zu Eglantinens leidenschaftlicher Arie: »Oh, mein Leid ist unermessen«, vollendet. Bei sinkendem Abend (am 26. Juni) schrieb Weber die verhängnißvolle Vision (erster Akt, H dur) nieder, um derentwillen er so eifrig auf eine Umgestaltung des Textes, die derselben Raum gab, gedrungen hatte. In ihrer ätherischen Geisterhaftigkeit gehört sie, gleich trefflich in Deklamation und Instrumentation, zu den Schöpfungen Weber's, die seinem Genius am ursprünglichsten emanirt sind. Endlich (am 27. Juli) wurde eine der Perlen der Oper, das Duett: »Unter ist mein Stern gegangen«, concipirt.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 436-437.
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