J. F. Treitschke

[399] Es galt also zu studiren! Der so ganz in Wien heimische, mit[399] allen Schlichen der Theaterwelt vertraute, gemüth- und geistvolle Castelli, der Dichter der »Schweizerfamilie«, der ihm nicht gram war, daß der Text von Weber's neuer Oper nicht von ihm sein sollte, erschloß ihm den ganzen Schatz seiner Stadtkenntniß in Bezug auf Verhältniß vom Publikum zum Theater, literarische Einflüsse und der kleinen Hintertreppen des Kunsthandwerks, während J.F. Treitschke, der es kaum mehr zählen konnte, wie viel Aemter er seit zwanzig Jahren bei Wiener Theatern als Direktor, Sekretär, Regisseur, Oekonom etc. verwaltet hatte, und zur Zeit wieder einen Theil der Opern-Regie und der Oekonomie der verschmolzenen Theater an der Wien und am Kärnthnerthore führte, einen Augenblick seine Schmetterlingssammlungen verließ, um Weber's Cicerone bei seinen Wegen hinter die Coulissen aller Art zu sein.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 399-400.
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