Hosterwitz 1824

[571] Voll Hoffnung auf Heilung, Ruhe, Frieden, Abgeschiedenheit, voll Sehnsucht nach einem tieferen Athemzuge frischer Waldluft, pilgerte er mit Weib und Kind am 29. April nach seinem lieben Hosterwitz. »Ich wollte«, sagte er, »ich wäre Holzhacker hier außen, hätte mäßig Verdienst und meinen richtigen Feierabend und Sonntag, und der Teufel hätte mich nicht mit Kunst und Ruhm geplagt!« –

Im Grase liegen, mit seinem sich entwickelnden Knaben, seinem Hunde, seiner Katze, seinem Affen spielen, sich die heiße Sonne stundenlang auf den Rücken scheinen lassen, mit Carolinen, die ihm Hoffnung auf ein zweites Kind gewährte, langsam durch Thal und Feld streifen, das war's, mit dem der Meister des »Freischütz« und der »Euryanthe« die Wochen des Vorsommers in Hosterwitz füllte. »Ich huste und faullenze!« pflegte er Denen zu sagen, die ihn nach seinem Ergehen fragten. Doch er lachte auch noch, und von Herzen, und am liebsten über die Kindlichkeiten seines kleinen Max.

Wie konnte er sich tagelang im, Schweiße seines Angesichtes mühen, aus Bindfaden und Gurten ein Geschirr für den Hund zu machen, der den Sohn, Katze und Affen spazieren ziehen mußte; wie glücklich war er, wenn Alles um ihn her jachterte und purzelte!

Das waren noch Sonnenstrahlen in des edeln Mannes Leben, der so viel Sinn für Lust und Heiterkeit hatte, in dem Leben, das sich fortan mit Krankheit und Mühen immer tiefer umwölken sollte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 571.
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