»Olympia« als Festoper bei Vermählung des Prinzen Max

[615] Es liegt eine eigene und, trotz der gegenseitigen Loyalitätsversicherungen der beiden Meister, Weber und Spontini, zu schalkhaften Gedanken Anlaß gebende Beziehung zwischen Wiederaufnahme der[615] Vorbereitungen zur Aufführung der »Euryanthe« in Berlin und dem Umstande, daß Weber die »Olympia« zur Festoper bei der bevorstehenden Vermählung des Prinzen Max mit der Infantin Luise von Lucca vorschlug, wozu sie sich allerdings, ihrem Stoffe und der Pracht ihrer Erscheinung nach, besonders eignete. Ueberdieß gestattete die Anstellung des tüchtigen Baß-Bariton Hauser die Besetzung der Rolle des Antigonus in würdiger Weise, und endlich konnte es nicht fehlen, daß es Spontini bekannt werden mußte, daß Weber seine Oper zur Festoper bei so feierlicher Gelegenheit vorgeschlagen habe, wo ihr die glänzendste Vorführung a priori gesichert war. Es war sehr wahrscheinlich, daß dieß Spontini günstig für Weber stimmen werde, und – an Spontini's geneigter Gesinnung mußte Weber für alle Fälle gelegen sein.

Schon um der Gelegenheit willen, zu der die Aufführung erfolgte, nahm Weber das Studium der Oper sehr genau, und ließ achtzehn Proben, von denen er elf selbst leitete, dazu machen. Bei gutem Muth erhielt sich das gesammte Personal dabei durch Scherze über den Text der Oper, den E. T. A. Hoffmann, »aus Freundschaft für den Componisten«, aus dem Italienischen in wahrhaft barbarisches Deutsch übertragen hatte.

Um der Oper aber auch direkten Bezug zu der Gelegenheit zu geben, wurde am Schlusse ein, das hohe Paar begrüßendes, Recitativ der Diana eingelegt. Dieß Recitativ (in eine Spontini'sche Oper) zu componiren, wurde Weber beauftragt, während Morlacchi, der seit dem großen Erfolge von »Tebaldo und Isolina« mehr als jemals der Musikheld des Hofes war, die Festcantate zu schreiben bekam, die mit bedeutenden Mitteln im großen Opernhause aufgeführt werden sollte.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 2, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 615-616.
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