IV. Die Hochzeit des Figaro.

[13] Drei Monate nach dem »Schauspiel-Director« ging am k.k. Hofburgtheater die Oper: »Die Hochzeit des Figaro«, die Mozart am 29. April 1786 vollendet hatte, zum ersten Male in Scene. Das Textbuch stammt aus der Feder Lorenzo da Ponte's, der hiezu Beaumarchais' berühmtes Lustspiel; »Une folle journée ou: Le mariage de Figaro«, das am 27. April 1784 im Theâtre français zum 1. und dann 68 Male hintereinander vor vollem Hause gegeben wurde, benützte. Der Componist erhielt für die Musik ein Honorar von 450 Gulden.

»Die Hochzeit des Figaro« zählt zu den häufigst gegebenen Tonschöpfungen Mozart's.

Im Burgtheater vom 1. Mai 1786 bis 9. September 1807: 56 Male gegeben, ging »Die Hochzeit des Figaro« im Kärnthnerthor-Theater vom 10. Juli 1798 bis 11. December 1869: 247 Male und im neuen Opernhause vom [13] 15. October 1870 bis 24. August 1894: 74 Male, im Ganzen sonach 377 Male in Scene.

Wir reproduciren den Inhalt des Theaterzettels, der die erste Aufführung der Oper anzeigte:


Neues Singspiel.


Im kaiserl. königl. National-Hof-Theater wird heute Montag den 1ten Mai 1786 aufgeführt


(zum erstenmal)


Le Nozze di Figaro.


Die Hochzeit des Figaro.


Ein italiänisches Singspiel in 4 Aufzügen.


Die Musik ist vom Herrn Kapellmeister Mozart.


Die Bücher sind italiänisch und deutsch jedes für 20 kr. beym Logenmeister zu haben.


Der Anfang ist um halb 7 Uhr.


Die Kabalen, welche die Aufführung der »Entführung aus dem Serail« vereiteln sollten, fehlten auch nicht, als »Die Hochzeit des Figaro« vorbereitet wurde, und namentlich waren es die Freunde und Anhänger Salieri's, die nichts unversucht liessen, Mozart's neues Werk ganz bei Seite zu schieben oder doch zum Falle zu bringen. Wurden doch sogar die mitwirkenden Sänger veranlasst, durch absichtliche Fehler den Erfolg zu gefährden. Nichtsdestoweniger siegte der Genius und die Oper wurde unter starkem Applaus und mehrfachen da capo dargestellt. Als Mitwirkende seien genannt: Mad. Storace: Susanne, Signore Kelly (Ochelly): Basilio, Sgra. Bussani: Page, Dlle. Gottlieb: Bärbchen, Sgr. Mandini: Graf, Sgr. Benucci: Figaro, Mad Laschi: Gräfin und Mad. Mandini: Marcelline.

In italienischer Sprache ging die Oper bis 9. Februar 1791: 38 Male in Scene; hierauf ruhte sie sieben Jahre, um am 10. Juli 1798 zum ersten Male deutsch gegeben zu werden:


[14] Im kais. königl. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthor wird von den k.k. Hofoperisten


Heute Dienstag den 10. Juli 1798 aufgeführt


(zum erstenmal)


Die Hochzeit des Figaro.


Ein Singspiel in 4 Auszügen.


Aus dem Italiänischen.


Personen:


Der Graf von AlmavivaHr. Saal

Die Gräfin, seineMlle. Gasmann d.j.

Gemahlin

Susanne, KammerjungferMad. Willmann-Galvani

der Gräfin

Cherubin, des GrafenMlle. Saal

Edelknabe

FigaroHr. Lippert

MarcellinaMlle. Gasmann d.ä.

Bartolo, Arzt in SevilienHr. Stengel

Basilio, MusikmeisterHr. Vogel

Gänsekopf, RichterHr. Korner

Bärbchen, Antonio'sMlle. Müller

Tochter

Antonio, Gärtner undHr. Wallaschek

Susannens Oheim


Chor von Bauern und Bäuerinnen, Bediente


Die Musik ist von wayland Herrn Kapellmeister Mozart.


Der Anfang ist um 7 Uhr.


Italienische Aufführungen der »Hochzeit des Figaro« fanden statt im Jahre 1807: 4; im Jahre 1824: 10; im Jahre 1825: 3; im Jahre 1828; 2 (blos einzelne Arien); im Jahre 1857: 8; im Jahre 1858: 4; im Jahre 1859: 3; im Jahre 1876 am 16. April (ein Duett, gesungen von den Damen Adelina Patti und Pauline Lucca und am 2. Mai 1878 (der 1. Act). Einzelne Besetzungen der Oper, die wiederholt als »neu inscenirt« auf dem Theaterzettel angekündigt wurde, begegnen vielleicht einigem Interesse.


Donnerstag den 30. Juli 1818 sangen:


Hr. Vogl den Almaviva, Mad. Crünbaum die Gräfin, Dlle. Wranitzky die Susanne, Dlle. Bondra den Cherubin, Hr. Forti den Figaro, Mad. Hönig die Marcelline, Hr. Weinmüller den Bartolo, Hr. Gottdank den Basilio, Hr. Maier den Antonio, Dlle. Thekla Demmer das Bärbchen [15] und Hr. Demmer d.j. den Richter, von nun ab Gusmann statt Gänsekopf genannt.


Sonntag den 14. December 1823 gaben:


Hr. Wächter vom städt. Theater in Pest als Gast den Grafen, dessen Gattin den Cherubin, Dlle. Sontag die Susanne, Dlle. Ball die Marcelline, Hr. Dirzka den Bartolo, Hr. Elzner den Richter. In den übrigen Rollen war die Besetzung die gleiche wie am 30. Juli 1818.


Am Sonntag den 20. December 1829 waren beschäftigt:


August Fischer als Graf, Mad. Ernst als Susanne, Dlle. Grünbaum als Cherubin, Hr. Siebert als Figaro, Ferdinand Fischer als Bartolo, Hr. Stolz als Richter, Hr. Bartolemi als Antonio und Dlle. Diemar als Bärbchen.


Sonntag den 18. Februar 1844 kündigte der Theaterzettel an:


Die Hochzeit des Figaro.


Oper in 2 Achten aus dem Italienischen von Mozart, worin die nachbenannten drei ersten Sängerinnen auftreten:


Graf AlmavivaHr. Leithner als Gast.

GräfinMad. Stöckl-Heinfetter als Gast.

SusanneDlle. Lutzer.

CherubinMad. von Hasselt-Bartl.

FigaroHr. Staudigl.

MarcellineDlle. Friedberg.

BartoloHr. Just.

BasilioHr. Pfister.

GusmannHr. Walther.

BärbchenDlle. Einberger

AntonioHr. Koch.


Donnerstag den 23. April 1857 (italienische Aufführung) sangen:


Achille Debassini den Grafen, Giuseppina Medori die Gräfin. Sgra. Charton-Demeur die Susanne, Francesco Angelini den Figaro, Marietta Rossi den Cherubin, Dlle. Lutz die Marcelline, Napoleone Rossi den Bartolo, Alessandro Bertini den Basilio, Giuseppe Bianchi den Richter, Dlle. Weis das Bärbchen und Giuseppe Echeveria den Antonio.


[16] Wir erinnern schliesslich an die Rollenbesetzung bei der ersten Aufführung der »Hochzeit des Figaro« im neuen Opernhause am 15. October 1870 und an die der bisherigen letzten Vorstellung am 24. August 1894:


Graf:Hr. Beck– Hr. Neidl

Gräfin:Fr. Wilt– Fr. Ehrenstein

Susanne:Frl. Minie Hauck– Frl. Beeth

Cherubin:Frl. Ehnn– Fr. Forster

Figaro:Hr. Mayerhofer– Hr. Ritter

Marcelline:Frl. Wanda– Fr. J. Baier

Bartolo:Hr. Lay– Hr. Horwitz

Basilio:Hr. Pirk– Hr. Schmitt

Gusmann:Hr. Regenspurger– Hr. Schittenhelm

Bärbchen:Frl. Sterr– Frl. Hauser

Antonio:Hr. Neumann– Hr. Werthner.

Quelle:
Albert Josef Weltner: Mozart's Werke und die Wiener Hof-Theater. Wien 1896, S. 13-17.
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