Wolfgang Menzel über Mozart

[218] Mozart's Genius.


Sprach nur in wundervollen Tönen aus,

Was heimlich sich bewegt im innern Meer

Der menschlichen Gefühle. Nur durch eines,

Das über alle andren mächtig herrscht,

Bezwang er die empörten Leidenschaften

Und hielt mit zartem Zügel sie zurück.

Wie Amor einst das schnaubende Gespann

Des Meergotts. Liebe war sein Talisman,

Das innerste Geheimniß seiner Kunst,

Die Seele seiner Töne,– – – – –

Drum unvergänglich, wie der Herzen Frühling

Stets wiederkehrt den werdenden Geschlechtern,

Wird Mozart blüh'n in unverwelktem Reiz,

So lang ein zärtlich Auge heimlich weinen,

Ein lächelnd holder Mund sich öffnen wird

Zum Kuß und zum Gesange, ewig neu

In seinen schönen Melodien lebt

Der liebevolle Meister des Gesangs.

Wie unaufhaltsam durch das Thal der Welt

Der Strom der Liebe junge Wellen rollt,

Wird auch von ihm der tönereiche Schwan

Weithin getragen zur Unsterblichkeit. –

Quelle:
Mozart-Buch. Von Constantin von Wurzbach, Wien 1869, S. 218-219.
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