Aeby, Christoph Theodor

[12] Aeby, Christoph Theodor, geb. 25. Februar 1835 zu Guttenbrunnen in Pfalzburg, wurde in Basel erzogen, studierte daselbst 1853–56 und in Göttingen weitere zwei Jahre. 1858 in Basel promoviert, habilitierte sich A. daselbst im nämlichen Jahre, wurde bald darauf Prosektor, 1863 Professor e. o. in Basel und wurde im Herbst 1863 als ord. Professor der Anatomie nach Bern berufen. 1884 folgte er einem Rufe als ord. Prof. der Anat. nach Prag, an Stelle des nach Wien berufenen Toldt. Doch war ihm hier infolge seines ungünstigen Gesundheitszustandes nur eine kurze Wirksamkeit vergönnt. Er starb 7. Juli 1885 in Bilin, wohin er sich zur Kur begeben hatte. Seine sehr zahlreichen Arbeiten beziehen sich auf die verschiedensten Teilgebiete der makroskopischen und mikroskopischen Anatomie. In monographischer Form erschien 1863: »Eine neue Methode zur Bestimmung der Schädelform von Menschen und Säugetieren« (Braunschweig), welcher bald in den Verhandlg. der naturf. Gesellsch. in Basel die mittels der Methode gewonnenen Resultate: »Bemerkungen über die Bildung des Schädels und der Extremitäten[12] im Menschengeschlecht« folgten. 1865 arbeitete A. »Über den feineren Bau der Blutkapillaren«, 1867 »Über die Reizung der quergestreiften Muskelfasern durch Kettenströme«, 1871 »Über den Grund der Unveränderlichkeit der organischen Knochensubstanz, sowie über deren normale und abnorme Zusammensetzung«, 1872–74 »Über die chemische Zusammensetzung der Knochen, resp. die Struktur der Spongiosa«, 1875 »Über Gelenk und Luftdruck, sowie über die Sesambeine der menschlichen Hand«, 1876 »Über den Einfluss des Winterschlafes auf die Zusammensetzung der verschiedenen Organe des Körpers«. (Die letztere Mitteilung erschien im Archiv f. exp. Pathol., III, die vorgenannten teils in Reichert's und Dubois' Archiv, teils in den entsprechenden Jahrgängen des Cbl. f. d. med. Wissensch.) – »Die Gestalt des Bronchialbaums« – »Die Altersverschiedenheiten der Wirbelsäule« – »Über die Muskulatur der Mundspalte« (1879) – »Über die Sphäroidgelenke der Extremitätengürtel« (1863) – »Über das Kiefergerüst der Vögel« (1873) – »Beiträge zur Kenntnis der Gelenke« (1876) – »Über das leitende Prinzip bei der Differenzierung der Gelenke« (1882) – »Schema des Fasernverlaufs im Gehirn und Rückenmark« (1882). A. war ein sehr bedeutender Anatom, dem namentlich die mikroskop. Anat., die vergl. Anat. und Physiol. der Gelenke, die Lehre von der Mikrocephalie erhebliche Bereicherung und Förderung verdanken. Ausser den genannten Arbeiten geben von seiner rastlosen Thätigkeit und energischen Arbeitskraft noch zahlreiche andere Abhandlungen aus dem Gebiete der Osteologie, der Anat. des Auges, Mitteilungen kasuist. und methodolog. Inhalts, sowie die von ihm für den Hofmann-Schwalbe'schen Jahresbericht verfassten Berichte über die Splanchnologie und die Lehre von den Sinnesorganen Zeugnis. Besondere Erwähnung verdient sein Lehrbuch: »Der Bau des menschlichen Körpers, mit besonderer Rücksicht auf seine morpholog. und physiolog. Bedeutung« (Leipz. 1871), das durch die scharfe Hervorkehrung der vergleich.-anat., physiol. und entwicklungsgeschichtl. Gesichtspunkte, sowie durch die klare und übersichtl. Darstellung stets einen ehrenvollen Platz unter den Lehrbüchern einnehmen wird. Übrigens sind unter[13] A.'s Leitung auch zahlreiche wissenschaftlich wertvolle Dissertt. verfasst, so von Chappuis, Wolfermann, Ravenel, Berlinerblau etc.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 12-14.
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