Beneke, Friedrich Wilhelm

[132] Beneke, Friedrich Wilhelm, zu Marburg, 27. März 1824 zu Celle in Hannover geb., studierte von 1824–1846 in Göttingen und erlangte daselbst unter Benutzung einer Preisschrift als Dissertation: »De ortu et causis monstrorum disquisitio« 1846 die med. Doktorwürde. Er ging noch auf ein Semester nach Prag, liess sich in demselben Jahre als praktischer Arzt in Celle nieder, beteiligte sich 1848 als hannoverischer Militärarzt an dem Schleswig-Holsteinischen Feldzuge, war vom Januar 1849 bis Herbst 1851 Hausarzt des deutschen Hospitals in London, darauf als praktischer Arzt in Hannover, im Sommer als Regierungs-Badearzt in Rehburg thätig, bis er 1853 einem Rufe nach Oldenburg als Leibarzt des Grossherzogs folgte. 1857 wurde er als erster Brunnenarzt nach Nauheim, mit der Berechtigung, an der Universität Marburg Vorlesungen zu halten, berufen. 1858 hatte er den Titel eines Geheimen Medizinalrates erhalten und war mit der Direktion des in Marburg, zunächst versuchsweise, errichteten pathologisch-anatomischen Institutes beauftragt worden. 1863 erfolgte seine Ernennung zum Prof. e. o. und 1867 zum Ordinarius für das mit einer besonderen ordentlichen Professur bedachte[132] Fach der patholog. Anat. und allgem. Pathologie und zum Direktor des nunmehr definitiv begründeten pathologisch-anatomischen Institutes, nachdem er sich bei dem Übergange von Nauheim an das Grossherzogtum Hessen-Darmstadt für sein Verbleiben bei der Universität Marburg und für die preussische Staatsangehörigkeit erklärt hatte; doch wurde ihm zugleich die fernere Ausübung der badeärztlichen Praxis in Nauheim von beiden Regierungen gestattet. Er widmete sich derselben bis zu seinem Lebensende während der Badesaison, neben einer vielfachen Thätigkeit im Lehramte und in akademischen Geschäften. In seine letzte Lebenszeit fallen B.'s Bemühungen um die Errichtung von Kinderheilstätten, namentlich an den Küsten der Nordsee, Bemühungen, welche seine letzten Jahre vorzugsweise erfüllten und in welchen die warme, menschenfreundliche Gesinnung, die einen Grundzug seines Wesens bildete, ganz besonders hervortrat; sie gaben ebenfalls Anlass zu einigen Publikationen. B. starb ziemlich plötzlich 16. Dezember 1882. Die Zahl von B.'s litterarischen Arbeiten ist ungemein gross; diese bewegen sich auf den verschiedensten Gebieten der Medizin. Abgesehen von zahlreichen Badeschriften sind erwähnenswert zunächst diejenigen Schriften, die aus Anlass von B.'s Bemühungen zur Gründung eines »Vereins für gemeinschaftliche Arbeiten zur Förderung der wissenschaftlichen Heilkunde« entstanden. Er rief ein Correspondenzblatt 1853 ins Leben, das bis 1863 in 65 Nummern erschien, ein »Archiv des Vereins etc.« (Bd. I–VI, 1854–63, Neue Folge 1864–67 Bd. I–III) und kam 1870 noch einmal auf diese Angelegenheit zurück in seiner Publikation: »Zur Geschichte der Associationsbestrebungen etc.« (Marburg 1870). Bedeutungsvoll sind ferner B.'s Schriften zur Hygiene und Statistik, ferner Arbeiten über den phosphorsauren und oxalsauren Kalk, sowie über Pathologie des Stoffwechsels. Ein ausführliches Verzeichnis findet sich in dem älteren Biogr. Lexikon.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 132-133.
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