Blanche, Esprit-Sylvestre

[190] Blanche, Esprit-Sylvestre, Psychiater zu Paris, 15. Mai 1796 zu Rouen als Sohn des dortigen Arztes Antoine-Louis geb., machte seine Studien in Paris und wurde daselbst 1818 Doktor. Er widmete sich der Erforschung der Geisteskrankheiten und gründete zu Montmartre, zur Behandlung derselben eine Maison de santé, die bald zu grossem Rufe gelangte, da er, den Prinzipien Pinel's folgend, seine Patienten nicht abschloss, sondern ihnen ein Familienleben zu schaffen und, statt sie einzuschüchtern, ihr Vertrauen zu gewinnen suchte. Ausser einigen Journal-Aufsätzen, darunter: »Projet d'un nouvel établissement destiné au traitement de l'aliénation mentale« (Archives génér. méd., XV, 1827), hat er folgende zwei Schriften verfasst: »Du danger des rigueurs corporels dans le traitement de la folie« (Paris 1839) – »De l'état actuel du traitement de la folie en France« (ib. 1840). Er wurde 1835 zum Arzte des Hospice des Incurables, Abteilung für geisteskranke Kinder, ernannt, war Mitglied des Conseil médical des Vereines dramatischer Künstler, dem er gute Dienste leistete und starb 8. November 1852 zu Passy, wohin er seine Maison de santé verlegt hatte.

– Sein Sohn Antoine-Émile, geb. zu Paris 1820, wurde 1848 in Paris mit der These: »Du cathétérisme oesophagien chez les aliénés« Doktor, übernahm nach dem Tode seines Vaters die Leitung der von diesem in Passy gegründeten Irrenanstalt und starb 16. August 1893. Ausser der obigen These hat er noch einen von ihm erfundenen artikulierten Mandrin, für den obigen Zweck bestimmt, beschrieben, und u.a. publiziert: »Des homicides commis par les aliénés« (1878) – »Quelques considérations sur le traitement moral de la folie« – »La folie doit-elle être considérée comme une cause de divorce?« (1882), sowie einige Berichte an die Acad. de méd. über Irrengesetzgebung, Melancholie u.a.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 190.
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