[277] Buhl, Ludwig von, 4. Januar 1816 zu München geb., wo er sich den Universitätsstudien gewidmet und im Jahre 1839 den Doktorgrad erlangt hat. Ebenda habilitierte er sich 1847 als Dozent für physikalische Diagnostik, pathologische Anatomie und Mikroskopie, Fächer, für die er sich bei längerem Aufenthalte in Wien und Paris ausgebildet hatte. 1850 wurde er zum Professor e. o., 1854 zum Prosektor der Universität im allgemeinen Krankenhause und 1859 zum ordentlichen Professor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie ernannt. Als der erste Professor[277] dieses Faches wirkte er bis zu seinem am 30. Juli 1880 erfolgten Tode durch Vorlesungen, Kurse und wöchentliche, auch von älteren Ärzten sehr besuchte Demonstrationen. Von der Natur mit einem wunderbar feinen Gehörorgan ausgestattet, war er wie wenige für den Unterricht in der Perkussion und Auskultation befähigt, den er in jährlich wiederkehrenden Kursen im Krankenhause erteilte. Als geübter Diagnostiker war er ein gesuchter Konsiliarius, bei dem auch Kranke aus weiter Ferne sich Rat holten. Seine litterarischen Veröffentlichungen zeugen von der ihm eigenen Gabe scharfer Beobachtung und einem feinen Sinn für Erkennung der Ursachen der Erscheinungen. Von grösster Bedeutung unter denselben ist die im Jahre 1872 in Briefform erschienene Monographie: »Lungenentzündung, Tuberkulose und Schwindsucht«, in welcher er die Ansicht, dass die Miliartuberkulose eine spezifische Resorptions- und Infektionskrankheit sei, ausführlich begründet hat. Mit Hecker gemeinschaftlich gab er die »Klinik der Geburtskunde« (Leipzig 1861) heraus, in welcher er den II. pathologisch-anatomischen Teil bearbeitet hat. In den von ihm veröffentlichten »Mitteilungen aus dem pathologischen Institut zu München« (Stuttgart 1877) finden sich von ihm wertvolle Arbeiten über Bright's Granularschwund der Nieren und die damit zusammenhängende Herzhypertrophie, über krupöse und käsige Pneumonie und über die Schwankungen des Fettgehaltes des Gehirnes im Typhus abdominalis. In der im Verein mit Pettenkofer und Voit von ihm gegründeten »Zeitschrift für Biologie« hat er in der ersten Abhandlung »Über die Ätiologie des Typhus« auf die Beziehung des zeitlichen Vorkommens dieser Krankheit zum Stande des Grundwassers in München aufmerksam gemacht. In den späteren Bänden derselben hat er seine Beobachtungen über andere pathologische Fragen, so die Diphtherie und Mycosis intestinalis niedergelegt.