Credé

Credé, Karl Siegmund Franz
Credé, Karl Siegmund Franz

[356] Credé, Vater und Sohn. – Karl Siegmund Franz, Geburtshelfer zu Leipzig, ist 23. Dezember 1819 zu Berlin geb., studierte von 1838 an zu Berlin und Heidelberg Medizin, erwarb 1842 in Berlin den Doktorgrad, unternahm darauf eine grössere wissenschaftliche Reise, war von 1843 bis 48 Assistenzarzt in der unter Busch's Leitung stehenden Berliner geburtshilflichen Klinik, habilitierte sich 1850 als Privatdozent für Geburtshilfe an der Universität und wurde 1852 zum Direktor der Berliner Hebammenschule und zum dirigierenden Arzte der Gebärabteilung, sowie einer von ihm begründeten gynäkologischen Abteilung der Charité ernannt. Sein in diese Zeit fallendes Hauptwerk ist: »Klinische Vorträge über[356] Geburtshilfe« (2 Bde., Berlin 1853 bis 54). Im Herbst 1856 folgte er einem Rufe als Prof. ord. der Geburtshilfe und Direktor der Entbindungsanstalt und Hebammenschule nach Leipzig, woselbst er nach seinem Amtsantritte eine geburtshilfliche und gynäkologische Poliklinik gründete und auch eine Abteilung für Frauenkrankheiten in der Gebäranstalt einrichtete. 1860 erhielt er den Titel als Hofrat, 1870 den als Geh. Medizinalrat. C., der am 14. März 1892 starb, gehört zu den anerkannt hervorragenden Männern seines Faches. In seiner Wissenschaft hat er sich hauptsächlich durch zwei Neuerungen einen Namen gesichert, einmal durch das bekannte, 1860 publizierte Verfahren zur Expression der Placenta und dann durch die gegenwärtig allgemein adoptierte prophylaktische Massnahme der Argentum nitricum – Einträufelung gegen Blennorrhoea neonatorum. C. war ein ausgezeichneter Lehrer, ein tüchtiger Organisator, der sich um die Hebung des geburtshilflichen Unterrichts, sowohl in Berlin schon, wie ganz besonders später in Leipzig grosse Verdienste erworben hat. Ausser dem genannten Werke und ausser akademischen Gelegenheitsschriften veröffentlichte er eine grosse Anzahl von Abhandlungen über einzelne Gegenstände seiner Wissenschaft in den Verhandlungen der Gesellschaft für Geburtshilfe in Berlin, der Neuen Zeitschrift für Geburtskunde, der Monatsschrift für Geburtskunde und Frauenkrankheiten, im Archiv für Gynäkologie und anderen Zeitschriften. Von 1853 bis 69 redigierte er die Monatsschrift für Geburtskunde, von 1870 ab das Archiv für Gynäkologie. Das im Königreich Sachsen amtlich eingeführte, von Grenser verfasste »Lehrbuch der Hebammenkunst« wurde von ihm und Winckel (3. Aufl., Leipzig 1882) neu bearbeitet. Im Einzelnen seien noch folgende Schriftentitel angeführt: »De omphali proptosi« (Diss., Berlin 1842) – »Die preussischen Hebammen, ihre Stellung zum Staat und zur Geburtshilfe« (1855) – »De foetus in utero mutilatione filis membranisque pathologicis effecta« (1858) – »De optima in partu naturali placentam amovendi ratione« (1860) – »Observationes nonnullae de foetus situ inter graviditatem«[357] (1862/63) – »Die Verhütung der Augenentzündung der Neugeborenen« (1884) u.s.w.

– Sein Sohn, Benno C., zu Dresden, ist 1. September 1847 zu Berlin geb., erhielt seine medizinische Ausbildung auf den Universitäten Leipzig und Zürich, wurde 1870 in Leipzig Doktor, machte den Feldzug von 1870/71 mit, unternahm darauf eine einjährige wissenschaftliche Reise, war 3 Jahre lang Assistent an der Leipziger chirurgischen Klinik, sowie Militärarzt in der sächsischen Armee. 1877 liess er sich in Dresden als Chirurg nieder, 1881 verliess er den Militärdienst, wurde aber 1896 als Oberstabsarzt wieder à la suite gestellt, um 1897 zum Generaloberarzt ernannt zu werden. Nachdem er von 1879 bis 92 eine Privatklinik geleitet hatte, wurde er in diesem Jahre zum Oberarzte der chirurgischen Station des Carolahauses in Dresden und 1897 zum Chefarzt desselben ernannt. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind anzuführen: Die Aufsätze über den Tornister der englischen Armee (D. mi. Z. 1873), über die Ventilation u.s.w. des Parlamentsgebäudes (Deutsche Zeitschr. für öffentl. Gesundheitsk. 1874), über Jute und Borsäure als Verbandmittel (B. k. W. 1875, 77) – »Einiges über Fieber nach antiseptischen Operationen« (Cbl. f. Ch. 1877) – »Über chirurgische Behandlung der Lithiasis der Niere« (D. Ztschr. f. p. Med. 1878), ferner über Total-Exstirpation des Uterus, der Milz, des Kropfes, eine Nephrectomie wegen Ureter-Uterusfistel, Dehnung des 3. Trigeminusastes an der Schädelbasis (im Centralbl. für Chir. 1878, Archiv für Gynäkol. 1879, 80, 83, Archiv für klin. Chir. 1882, Verhandl. der Deutschen Gesellsch. für Chir. 1880, 84) u.s.w. 1895 veröffentlichte er in der B. kl. W. eine Arbeit über »Heilgymnastik in Krankenhäusern« und von 1896 an eine ganze Reihe Aufsätze über den Wert des Silbers und seiner Salze als Antiseptika. Die wichtigsten hiervon sind: »Silber und Silbersalze als Antiseptica« (Leipzig 1896) – »Die Wundbehandlung im Kriege« (D. mi. Z. 1897) – »Silber als äusseres und inneres Antisepticum« (Vortr. geh. Moskau 1897, Arch. f. klin. Chir. LV) – »Lösliches Silber als Heilmittel« (Klin.-therap. W. Wien 1898).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 356-358.
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